Samstag, 20.07.2019

Das Tote Meer

Von Jerusalem ging es auf direktem Wege in Richtung Totes Meer. Dabei fuhren wir durch Palästina, was reibungslos funktionierte. Lediglich bei der Einfahrt in Israel musste man durch einen kleinen Checkpoint. Bevor wir zu unserer Unterkunft fuhren, machten wir Halt am En Gedi Naturpark, wo wir eine kleine Wanderung machen wollten. Unsere Temperaturanzeige hatte übrigens mittlerweile die 40°C überschritten, also eine super Idee bei der Hitze wandern zu gehen. Dass einzige was mich positiv stimmte war, dass es eine Wanderung entlang mehrere Wasserfälle war. Bedeutet, eine Abkühlung ist vorhanden, falls man sie braucht. So starteten wir mit genügend Wasser und es dauerte nicht lange, da lagen wir beide mit rotem Kopf und schweiß gebadet in der ersten Quelle. Man sollte die Hitze wirklich nicht unterschätzen, deswegen bei allem was man macht genügend Pausen mit einplanen. Nachdem wir 15 Minuten an dem kleinen Wasserfall verbrachten, ging es weiter bergauf. Je höher wir stiegen, desto mehr konnte man vom Toten Meer sehen. Was für eine atemberaubende Landschaft! Nach ca. einer halben Stunde, kamen wir dann am David-Wasserfall an. Umgeben von grünen Sträuchern und kleinen Bäumen fällt das Wasser mehrere Meter in die Tiefe. Ein schönes Plätzchen, um sich in den Schatten zu setzten und die Atmosphäre zu genießen. Danach ging es nämlich schon wieder nach unten, raus aus dem Naturpark und ab zu Unterkunft.

Da hatte es jemand eilig :Dim Hintergrund das Tote Meer :)David Wasserfall

Unsere Unterkunft befindet sich streng genommen in Palästina auf einem „Berg“ und ist ein riesiger Campingplatz mit verschiedenen Schlafmöglichkeiten. Wir haben diese Unterkunft mit Hilfe von Noa gefunden, da die Preise hier am Toten Meer unglaublich hoch sind. Wir zahlen jetzt für ein einfaches Zelt (eine kleine Hütte aus Stoff und Blech) mit Matratzen, die auf dem Boden liegen 340 Schekel (=88€) für 2 Nächte. Ein Kopfkissen und Decken haben wir nur auf Anfrage erhalten, weil man das normalerweise selbst mitbringen muss. Dafür war die gute Dame von der Rezeption mehr als hilfsbereit und hat uns bei jeder Frage geholfen.

Nachdem wir unser „Zelt“ begutachtet hatten, gingen wir direkt zum Toten Meer. Wir haben einen kostenlosen Badezugang nur 5 Minuten mit dem Auto plus 5 Minuten zu Fuß von unserem Camp entfernt. Das erste mal Totes Meer, juhu!

Nun aber erstmal ein paar Fakten: Das Tote Meer ist riesig! Niemals hätte ich es mir sooo groß vorgestellt. Vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt fährt man locker 2 Stunden, immer entlang an der Küste auf der einen Seite Wasser, auf der anderen die gigantischen „Berge“. Warum ich immer „Berge“ schreibe? Das Tote Meer ist mit bis zu 428m unter dem Meeresspiegel nicht nur das tiefgelegenste Gewässer, sondern auch der tiefste Punkt der Erde (damit meine ich die tiefste Landstelle). Demnach liegt unser Camp in den Bergen, gerade mal auf Meeresspiegel Höhe.

Am kostenlosen Badezugang „Metzoke Dragot“ waren eigentlich nur ein paar Einheimische, mit denen wir uns die Badestelle teilten. Wir gingen langsam zum Wasser, setzten uns rein und tadaaaa wir schwammen auf der Oberfläche. Wir waren bereits in Chile in der Laguna Cejar, die auch als Totes Meer von Chile bekannt ist. In beiden Gewässern kann man nicht untergehen, egal wie sehr man es versucht. Der Unterschied ist, dass man in Chile nach dem Baden eine extreme Salzschicht auf der Haut hat, während man im Toten Meer eher in Öl badet. Der Salzgehalt im Toten Meer liegt im Durchschnitt bei 28% (das Mittelmeer hat nur 3,8%). Da der See keinen Abfluss hat, verdunstet das Wasser bei den hohen Temperaturen, wobei Mineralien und Salze im Wasser zurückbleiben. Da der Jordan Fluss der einzige Zufluss ist, und hier viele Liter Wasser umgeleitet werden, um die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen, schrumpft der See jedes Jahr um einen Meter.

Wir hatten an der kostenlosen Badestelle eine wunderschöne Zeit, wir waren an zwei Tagen für jeweils ein paar Stunden hier, haben mit den Einheimischen gequatscht, Tee getrunken und getanzt. Ja wir haben getanzt! 😀 Es sind zwei Süßwasserpools vorhanden (die sind unumgänglich, wenn man schwimmen geht, da das Tote Meer dem Körper extrem viel Wasser entzieht), in denen wir zu israelischer und arabischer Musik getanzt haben. Wir hatten richtig tolle Gespräche und waren schon fast traurig nach 2 Tagen Lebewohl zu sagen. Von unserem Camp aus durften wir kostenlos zu einem kleinen Freibad in dem nächsten Kibbuz fahren – das sind jüdische Siedlungen, in denen die Menschen gemeinschaftlich zusammenleben und sich alles teilen. Hier haben wir noch eine Stunde verbracht, bevor es zurück ins Camp ging.

die Berge befinden sich schon in Jordanien :)Bambus-Unterschlupf im Süßwasserpool

Am nächsten Tag brachen wir um 09:00 Uhr auf, um zum südlichen Teil des Toten Meeres zu fahren. En Bokek, ein reines Touristengebiet mit zahlreichen Hotels. Wir gingen direkt zum Strand, mussten nichts bezahlen (obwohl wir gelesen hatten, dass es ca. 10€ kostet), nahmen uns Liegen und wunderten uns warum hier nur so wenige Menschen waren. Irgendwann haben wir es herausgefunden: es war ein Privat Strand. Egal, so lange uns keiner anspricht, bleiben wir 😀. Das Tote Meer hier ist anders. Im Gegensatz zum nördlichen Teil besteht der Boden hier aus Salzablagerungen, die als Nebenprodukt der industriellen Mineraliengewinnung entstehen. Im Norden ist der Boden aus Stein und geht später in Sand über. Noch ein Unterschied: Im Süden gibt es keinen natürlichen Schlamm – ist ja klar, der Boden ist ja mit Salz bedeckt – man muss es käuflich erwerben. Im Norden hingegen muss man ein bisschen im Sand suchen und irgendwann findet man eine Stelle und man kann den Körper damit einschmieren. Zudem ist das Wasser im Süden heiß. Die Becken sind poolartig aufgebaut und haben so eine höhere Temperatur. Im Norden hat das Wasser angenehme 23°C – 25°C. Der letzte Unterschied ist die Atmosphäre. Wer es mag mit lauter Musik vom Nebenhotel und 100 anderen Touristen baden zu gehen, dafür aber eigene Liegen, schatten-spendende Pavillons im Wasser, das Zimmer nur wenige Meter entfernt und einen direkten Zugang zum Strand zu haben, der ist hier mit Sicherheit richtig aufgehoben. Für uns war es eher weniger schön, wahrscheinlich weil wir den direkten Vergleich zum „natürlichen“ Toten Meer hatten.

Uns haben die Tage hier extrem gut gefallen, besonders die Menschen haben diesen Ort für uns zu einem besonderen gemacht. Viele der Einheimischen leben das ganze Jahr über am Strand und wir haben versprochen irgendwann nochmal wieder zu kommen 🙂.

En Bokek - der weiße "Rand" ist eine harte SalzschichtSalz vom Bodenauf höhe des Meeresspiegels (irgendwo in den "Bergen")