Donnerstag, 18.07.2019

Jerusalem - die heilige Stadt

Aussicht vom Ölberg mit Blick auf den Felsendom (goldene Kuppel)

Wir waren 3 Tage in der Hauptstadt und der damit bevölkerungsreichsten Stadt Israels: Jerusalem. Als kleinen Tipp vorweg: bevor man diese Stadt besucht, wäre es sinnvoll sich ein bisschen über die Religionen (besonders Judentum, Christentum, Islam) und über israelische Konflikte zu informieren, denn die Geschichte, sowie politische Situation im Land ist äußerst kompliziert. Wir haben das leider irgendwie verpennt, haben am zweiten Tag dann jedoch alles nachgeholt, weil wir oft das Gefühl hatten, wir haben keine Ahnung wovon gerade gesprochen wird.

Es gibt interessante Dokumentationen im Internet, die ich jedem ans Herz legen kann, der sich für das Thema interessiert. Würde ich hier jetzt eine Zusammenfassung schreiben, würde dieser Blogbeitrag wahrscheinlich drei Seiten lang werden. Deswegen nur ein paar Fakten: Den Staat Israel gibt es erst seit 1948 (also gerade einmal 78 Jahre). Nach der Judenverfolgung im 2. Weltkrieg wurde den Juden das Recht auf einen eigenen Staat in Palästina zugesprochen. Da Palästina dadurch aufgeteilt wurde, entstanden Konflikte zwischen diesen beiden Parteien. Dieser Konflikt war nicht nur auf geografische Bereiche bezogen, sondern spiegelte sich auch in den Religionen wider (Judentum und Islam). Bereits wenige Stunden nach der Verkündung des Staates Israels 1948 folgte der Unabhängigkeitskrieg, bei dem die Staaten Ägypten, Saudi Arabien, Transjordanien, Libanon, Irak und Syrien dem neuen Staat den Krieg erklärten. Bezogen auf den Teilungsplan des Palästinagebiets ging Israel hier als deutlicher Gewinner hervor und sicherte sich weitere Teile Palästinas. Seitdem stiegen die Übergriffe von arabischen Terroristen, Schiffzufahrten nach Israel wurden von Ägypten gesperrt, und Ägypten, Jordanien, Syrien und der Irak bildeten ein Militärbündnis mit dem Ziel Israel von der Landkarte verschwinden zu lassen. 1967 begann der Sechs-Tage-Krieg, bei dem Israel einem Anschlag der Nachbarstaaten zuvorkam und das heutige Israel, die Sinai Halbinsel (Ägypten), die Golanhöhen (Syrien), das Westjordanland (Palästina), den Gazastreifen, und Ost-Jerusalem einnahm. Wenige Tage später wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet, und eingenommene Gebiete sollten bei Friedensverhandlungen zurückgegeben werden. Seitdem gab es trotzdem weitere Kriege, bei denen Israel angegriffen wurde (durch Ägypten, Syrien, Palästina). Heute sind die Spannungen besonders zwischen Palästina und dem Gazastreifen immer noch vorhanden. Trotz all dem ist Israel mit Sicherheit kein unschuldiges Land, auch sie haben angegriffen (Sechs-Tage-Krieg), sich in andere Kriege eingemischt (Irak-Iran) und haben den Palästinensern ihre Heimat „weggenommen“ und jüdische Siedlungen immer weiter vergrößert, um die Besetzung besser kontrollieren zu können. Besonders Jerusalem ist heute ein Brennpunkt für Konflikte, da der Ort für alle drei Religionen heilig ist. Fragt man die Israelis heute, sagen sie, dass vieles in den Medien falsch dargestellt wird.

Nichtsdestotrotz haben wir uns in Jerusalem sehr sicher gefühlt. Wir hatten ein Zimmer mitten in der Innenstadt, mit Balkon und herrlicher Aussicht. Wir entschieden uns dazu eine 2-stündige Free-Walking Tour durch die Altstadt mitzumachen, da die Geschichte Jerusalems - wie bereits gesagt - besonders kompliziert ist.

Die Altstadt ist in vier Stadtviertel eingeteilt: Christliches Viertel, Jüdisches Viertel, Muslimisches Viertel und das Armenische Viertel. Jedes Viertel ist auf eigene Weise besonders, denn es sind deutliche Unterschiede erkennbar. Zum Beispiel ist das jüdische Viertel neuer, da es einst zerstört wurde und deswegen wiederaufgebaut wurde. Im Armenischen Viertel findet man fast keine Haustüren an den Straßen, da die Menschen sehr auf Privatsphäre achten. Außerdem erkennt man Unterschiede anhand der Fenster und Steine die benutzt wurden.

Der für uns wohl interessanteste Teil der Altstadt war die Klagemauer auf dem Tempelberg. Sie ist ein religiöser Ort für Juden, die täglich hierherkommen, um zu beten. Viele stecken kleine Zettel mit Danksagungen und Wünschen in die Ritzen der Mauer, die auch bekannt ist als Western Wall, da sie einst die westliche Mauer des Jerusalemer Tempels bildete (der heiligsten Ort des Judentums). Der Tempelberg ist allerdings auch ein sehr heiliger Ort für den Islam, da der Prophet Mohammed von Mekka bis zum Tempelberg die Himmelsreise unternommen hat. Aus diesem Grund befindet sich hier auch der Felsendom und die al-Aqsa-Moschee. Ein Ort, der also für beide Religionen heilig, und deshalb sehr umstritten ist.

Nach der Free-Walking Tour haben wir die Grabeskirche besucht, einer der größten Heiligtümer des Christentums. In dieser Kirche liegt das Grab Jesus‘, die 14. Station seines Kreuzweges. Die Kirche befindet sich heute in den Händen von sechs christlichen Konfessionen, die sich über jede bauliche Erneuerung/ Änderung einig sein müssen, wenn etwas an der Kirche verändert werden soll. Da sich die verschiedenen Parteien jedoch nie einig werden können, steht schon seit 250 Jahren eine Leiter an der Kirche, die nicht bewegt werden darf. (Fun Fact: Die Kirche wird morgens und abends von einer arabischen Familie auf- und abgeschlossen.)

Nachdem wir die Altstadt ausgiebig erkundet hatten, ging es zurück zu unserer Unterkunft, wo wir eine leckere Falafel-Hummus-Pita aßen – natürlich mit Aussicht auf die belebten Straßen. Am nächsten Tag packten wir unsere Sachen und fuhren zum Ölberg. Hier hat man einen wahnsinnigen Panoramablick über Jerusalem (besonders auf den Tempelberg) und dem Kidrontal, in dem ein riesiger jüdischer Friedhof liegt. Außerdem kann man die hohen Grenzmauern erkennen, die Israel gebaut hatte, um sich gegen palästinensische Terroranschläge (Westjordanland/ Westbank) zu schützen, denn schließlich gehört Ost-Jerusalem zu Palästina. Die gesamte Sperranlage ist 759 km (!) lang und ist im restlichen Land durch hohe Zäune erkennbar. Die UN erklärte 2004, dass Israel mit dem Bau der Anlage gegen das Völkerrecht verstoße.

So viel zu dieser kleinen Geschichtsstunde 😀. Wir hatten 3 wunderschöne, lehrreiche Tage und haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt. Außerdem hatten wir gelesen, dass in der gesamten Stadt viel Militär präsent ist, was wir allerdings nicht gesehen haben.

Grabeskirche (von außen relativ unspektakulär :D) bunte Straßen in der Neustadt das Jaffa-Gate: einer der Eingänge zur Altstadt das Grab Jesus kleine Zettel in den Spalten der Klagemauerdie Klagemauer. Männer und Frauen beten getrennt