Montag, 30.04.2018

Vulkan Ijen - die blauen Flammen

Ich wette, jeder hat schon mal von ihm gehört oder schon mal eine Reportage auf Galileo gesehen, wenn auch vielleicht unbewusst. Wir können uns auf jeden Fall ganz genau an eine Reportage erinnern: 'Die 10 härtesten Jobs der Welt'. Und darunter waren die Arbeiter, die tagtäglich für einen Hungerlohn in den Krater des Vulkan Ijen laufen, um dort Schwefel abzubauen. Heute waren auch wir dabei. Nicht um die Arbeiter zu bewundern, die Tag für Tag bis zu 100 kg pro Person hier raus schleppen, sondern um ein ganz besonderes Naturschauspiel zu beobachten: das blaue Feuer.

Um 01:00 Uhr nachts klingelte unser Wecker, denn wir wurden um 01:30 Uhr von Supri und einem Fahrer abgeholt. Eine Stunde dauerte die Fahrt, bis wir am Fuße des Vulkans ankamen. Hier hatten wir ein kleines Frühstück, bis das Tor um 03:00 Uhr geöffnet wurde. Dann ging es los. Matthijs und ich waren ein wenig aufgeregt, weil es nicht 100 % sicher ist, die Flammen zu sehen und weil wir uns die Anstrengung gar nicht vorstellen mochten einen Vulkan zu besteigen. Aber seit Anfang unserer Reise stand fest: wir wollen das blaue Feuer sehen. Das ist einer der Hauptgründe, warum wir hier in Indonesien sind. Wir liefen also die ersten Kilometer, die noch erstaunlich flach waren. Irgendwann wurde es dann steiler und steiler, man kam schon ein wenig ins schwitzen und wir benötigten die erste Trinkpause. Supri, ein heftiger Kettenraucher, steckte sich eine Zigarette nach der anderen an und wunderte sich doch tatsächlich warum er ständig aus der Puste war. Irgendwann kamen wir an einem kleinen Häuschen an. Hier lassen die Arbeiter ihren Schwefel wiegen und bekommen dann das Geld ausgezahlt: 1.000 IDR pro kg. Das sind gerade ein mal 0,06 € !!! Im Durchschnitt bringt ein Arbeiter 50 - 70 kg mit aus dem Krater. Einige gehen auch mehrmals am Tag.

Als wir also das Häuschen erreichten sagte Supri: 'Wir haben schon mehr als die Hälfte!' Wir waren ein wenig verwundert, denn so lange waren wir ja noch nicht unterwegs. Der Rest des Weges war dann wirklich einfach. Es ging einmal um den Berg herum, bis wir dann am Rande des Kraters in 2.386 m Höhe standen. Und dann sahen wir es schon von weitem: das blaue Feuer! Wir haben für den Aufstieg nicht mal eine Stunde gebraucht und waren einer der ersten die oben waren. Wir hätten es uns viel schwieriger vorgestellt. Normalerweise ist es Touristen und besonders Guides MIT Touristen nicht erlaubt in den Krater herunter zu steigen. Wir haben uns jedoch schnell in den Krater geschlichen und sind den ganzen Weg, über rutschige Steine hinunter gestiegen. Irgendwann konnte man den Geruch des Schwefels kaum noch ertragen. Besonders wenn der Wind sich drehte und eine Wolke direkt in unsere Richtung geblasen wurde, fingen die Augen an zu brennen und man fing stark an zu husten. Es wurde Zeit für unsere Gasmasken! Wir gingen weiter runter bis Supri irgendwann sagte, dass es zu gefährlich werde und wir ab hier einfach die blauen Flammen genießen sollten. Wir versuchten gute Fotos zu schießen, was bei der Dunkelheit gar nicht so einfach war. Supri nahm unsere Kamera noch weiter mit nach unten zum See, noch näher an das blaue Feuer heran. Und er hatte nicht mal eine Gasmaske, genau so wie alle Arbeiter, die mitten im Rauch den Schwefel abbauen. Doch die Arbeiter hier muss man nicht bemitleiden. Sie pfeifen, singen und sind fröhlich. Zumindest hatten wir diesen Eindruck. Als ob es für sie ein Job wäre, wie jeder andere. Doch ich mag mir gar nicht ausmalen, was es für gesundheitliche Schäden mit sich bringt.

Mit uns waren insgesamt 5 Touristen unten im Krater, wir waren die einzigen mit Guide. Supri ist ein wirklich belesener Mann, er hat uns so viel über den Vulkan erzählt. In der Mitte ist das Wasser ätzend und hat nur einen pH-Wert von 1, weshalb dieser See auch als größtes Säurefass der Welt bezeichnet wird. Mit dem Sonnenaufgang verschwanden auch die letzten blauen Flammen, denn das ist der Grund warum man sich überhaupt aus seinem Tiefschlaf reißen lässt: die Flammen sind nur bei Nacht zu sehen. Einige bezeichnen sie als blaues Lava. Das ist nicht richtig, denn es sind die Gase und der Schwefel selber, die sich an der Luft entzünden. Wir machten also noch ein paar Fotos, bevor wir den Weg hoch zum Kraterrand wieder antraten. Auf halber Strecke mussten wir uns dann von Supri trennen, da er sonst Ärger von den Rangern bekommen hätte, weil er uns nicht mit runter nehmen hätte dürfen. Also trafen wir uns 'ganz zufällig' oben am Kraterrand wieder. Als wir oben angekommen waren, sahen wir dann zum ersten mal die ganzen Menschen, die überall rumliefen. Supri sagte uns, es seien noch wenig im Vergleich zu sonst. Wir waren so froh, dass wir nach unten gelaufen sind, denn das war einfach das was wir erwartete hatten. Hätten wir das blaue Feuer nur vom Rande des Kraters gesehen, wären wir beide mit der Tour etwas unzufrieden gewesen – so war es aber der Hammer. Es war mittlerweile 06:00 Uhr und wir traten den Rückweg an. Um ca. 08:00 Uhr erreichten wir dann unser kleines zu Hause, wo schon Frühstück auf uns wartete. Wir quatschen noch einige Zeit draußen auf der Terrasse mit Supri und unserer Gastfamilie, bevor wir dann duschen gingen und danach ab ins Bett!

mit langsamen Schritt den Krater hinauf über den Wolken...

Das Dorf hier ist eine wundervolle Gemeinschaft, bei der sich alle Gegenseitig helfen. Wir durften die letzten Tage ein wirklich authentisches Leben kennen lernen. Wenn ihr also den Vulkan Ijen besteigen wollt, kommt in dieses kleine Dorf! Bucht man die Unterkunft 'Ijen Adventure Inn', so weiß man vorher noch nicht in welches Haus von welcher Familie man kommt. Denn hier hängt alles miteinander zusammen. Eine Nacht im Doppelzimmer kostet übrigens nur 6€/ Nacht. Frühstück inklusive. Mittag- und Abendessen kann man in der Unterkunft für nur 10.000 IDR/ Essen(=0,60 €) bekommen. Wir haben am Ende viel mehr Geld gegeben, denn schließlich waren wir 4 Tage bei der Familie, wurden den ganzen Tag mit Kaffee, Tee und Snacks versorgt, die Mutter hat sogar unsere Wäsche gewaschen und wir hatten somit ein Rundum-Sorglos-Paket. Wir sind zwar Sparfüchse, aber keine Geizhälse. Von 10€ mehr werden wir nicht sterben, für die Familie ist es aber viel Geld und sie haben sich riesig gefreut.