Mittwoch, 09.05.2018

Auge in Auge mit den letzten Orang Utans

Wir hatten ja bereits das Vergnügen in Peru, etwas tiefer in den Dschungel einzutauchen und das wollten wir im Norden der Insel Sumatra aus einem ganz bestimmten Grund wiederholen: Orang Utans. Diese unglaublichen Tiere waren für uns ein absolutes Must-Do auf unserer Reise! Die letzten frei lebenden Orang Utans der Welt findet man nur noch hier auf Sumatra, oder auf der Insel Borneo. Also wo besuchen wir denn nun die Menschenaffen? Wir haben uns nach gründlichen Recherchen für Sumatra entschieden und das eigentlich nur aus einem Grund: die Flüge waren billiger. Laut Erfahrungsberichten haben wir keinen großen Unterschied feststellen können, außer dass man auf Sumatra eine Wanderung macht und im indonesischen Teil Borneos eine Bootsfahrt. 

Orang Utans (=Waldmenschen) sind schon seit vielen Jahrzehnten vom Aussterben bedroht und stehen deshalb seit über 60 Jahren unter strengem Artenschutz. Sowohl auf Sumatra, als auch auf Borneo befinden sich die Orang Utans in Naturschutzgebieten. Das Jagen, Töten, Halten und Handeln dieser Tiere ist in Indonesien laut Gesetz verboten. Trotzdem landen jährlich immer noch viele Orang Utans als Delikatessen auf dem Schwarzmarkt oder werden als Haustiere gehalten - ganz besonders die Jungtiere. Um an diese heranzukommen muss jedoch erst mal die Mutter getötet werden. Doch nicht nur das ist ein Problem. Da der Mensch immer mehr Teile des Lebensraumes zerstört und durch Ölpalm- und Kautschukplantagen ersetzt, geht die Zahl der Orang Utans immer weiter zurück. 

Von Yogyakarta flogen wir 3 Stunden nach Medan. Da wir sehr spät abends ankamen, entschieden wir uns dafür, eine Nacht in Medan zu verbringen und am nächsten Tag die 4 stündige Reise nach Bukit Lawang anzutreten. Zu unserem Glück hatte uns unser Touranbieter 'Bukit Lawang Ecotourism' sogar kostenlos aus Medan abgeholt. Wir fuhren zunächst durch mehrere Kleinstädte, bis wir an zahlreichen Palmölplantagen vorbei fuhren. Überall Palmen, soweit das Auge reicht und es schien auch nicht mehr aufzuhören. Da die Nachfrage nach Palmöl gestiegen ist, werden immer mehr Palmen gepflanzt, um die Nachfrage auch decken zu können. Ich wünschte ihr hättet die Unmengen an Palmen sehen können, wie sie direkt bis nach Bukit Lawang reichten. Wenn man in Nachhinein darüber nachdenkt, dass all' das mal der Lebensraum von Orang Utans war, weiß man gar nicht, was man dazu noch sagen soll. Das ist echt traurig. Es mit den eigenen Augen zu sehen, was aus dem Lebensraum geworden ist, kann man gar nicht in Worte fassen. 

Als wir dann in Bukit Lawang angekommen sind, haben wir noch zwei Tage entspannt, bevor es dann endlich morgens los ging in den Dschungel! Zusammen mit Barbara und Simon aus Deutschland, Mershy und einem weiterem Guide starteten wir unsere ersten Schritte einer laaangen Wanderung. Es war heiß, schwül und drückend und dabei liefen wir etliche Berge auf und ab. Zum Glück versorgten uns die Guides regelmäßig mit Früchten und später mit einem leckeren Mittagessen. Als erstes begegneten wir mehreren Thomas-Langur Affen. Sie hüpften von Baum zu Baum und einer kam sogar zu uns runter. Man muss dazu sagen: Von 1970 bis 2015 gab es hier eine Fütterungs-/ Aufzuchtstation, bei der Orang Utans aus illegaler Haltung aufgepeppelt, gefüttert und dann nach und nach wieder ausgewildert wurden. Diese ist seit 2015 geschlossen, da es ein Gesetz gibt, was die Auswilderung von Orang Utans in Gebiete verbietet, in denen bereits andere wilde Orang Utans leben. Aufgrund dieser ehemaligen Fütterungsstation sind einige Affen und Orang Utans noch an Menschen gewöhnt. Wie erkennt man nun ob ein Orang Utan wild ist oder nicht? 1. Die Guides haben keine Namen für wilde Orang Utans 😀. 2. Wilde Orang Utans berühren niemals den Boden. 3. Wilde Orang Utans sind nicht so zutraulich/ neugierig. Wir liefen also immer weiter den rutschigen, steilen Weg entlang, bis wir auf einmal einen Orang Utan entdeckten, der gerade dabei war sein Nest zu bauen. 

Orang Utans bauen sich alle 1 - 3 Tage ein neues Nest, damit sie nicht von Tigern gefressen werden, denn neben dem Menschen ist der Sumatra-Tiger der größte Feind. Sie ziehen also ständig weiter und bleiben nie länger an einem Ort. Orang Utan Weibchen suchen sich irgendwann einen Partner und werden schwanger. Genau wie bei Menschen dauert die Schwangerschaft 9 Monate. Wenn das Kind geboren ist (Orang Utans bringen eigentlich nur ein Kind zu Welt; Zwillinge sind sehr selten), verlässt das Männchen die beiden. Orang Utans sind also keine 'Familienmenschen'. Die Männchen sind Einzelgänger, die Weibchen leben maximal mit einem weiteren Orang Utan (Mann oder Kind) zusammen. Wusstet ihr, dass die Gene eines Orang Utans zu 96,4% mit unseren übereinstimmen? Das Weibchen bekommt sogar  ihre Menstruation, bringt aber nur alle 4 - 8 Jahre ein Junges zur Welt. Das ist übrigens noch ein Grund, weshalb diese Tiere vom Aussterben bedroht sind: sie pflanzen sich nur sehr langsam fort. 

Wir beobachteten also unseren entdeckten wilden Orang Utan beim Nestbau, bis eine andere Gruppe plötzlich irgendwelche Früchte rausholte, um das Tier damit anzulocken. Das hat natürlich geklappt und so hangelte er sich von Baum zu Baum und schnappte sich die Früchte (ohne den Boden zu berühren!). Unser Guide hat uns von Anfang an erklärt, dass er die Tiere nicht füttern wird, damit sie sich nicht an den Menschen gewöhnen. Er hat uns auch erklärt, dass andere Agenturen das anders machen, um die Touristen auf jeden Fall zufrieden zu stellen. Naja. Da hing also nun der Orang Utan vor uns und beobachtete uns ganz genau, schaute uns manchmal tief in die Augen und wir fragten uns, was er wohl gerade denken würde. Wir fragten uns auch, wie man einem so menschenähnlichen Wesen in die Augen gucken kann und es im gleichem Moment umbringt. Wusstet ihr, dass Affen weinen, wenn man ihnen weh tut? Das ist doch eine schreckliche Vorstellung.😢

Wir liefen weiter in den Dschungel hinein und entdeckten irgendwann Suma mit ihren Partner. Beide sind an Menschen gewöhnt und waren auch früher an der Fütterungsstation. Deswegen kamen wir den Orang Utans sehr nah, doch nicht zu nah, man weiß ja nie wie sie reagieren. Suma ist übrigens im 5. Monat schwanger. Ich glaube wir hätten hier wohl Stunden verbringen und die beiden beobachten können, doch wir mussten ja noch pünktlich unser Camp erreichen. Angekommen nach 7 Stunden wandern, sind wir sofort in den Fluss gesprungen, um uns abzukühlen. Nach dem Abendessen haben wir den Abend mit guten Gesprächen, ein paar Zaubertricks und Gedächtnisübungen ausklingen lassen. Was für ein gelungener Tag!

An Tag 2 der Tour stand nicht ganz so viel an. Normalerweise hätten wir noch zwei Wasserfälle besichtigen wollen, doch der übertriebene Regen hat die Wege dort hin unpassierbar gemacht. Aus diesem Grund entspannten wir einfach mit Früchten und Tee, bis der Regen gegen Mittag dann endlich aufhörte. Es ging zurück nach Bukit Lawang. Aber nicht mit einer Wanderung, sondern mit Rafting! Es wurden 4 Gummireifen zusammen gebunden, alle Gepäckstücke wurden in Plastiktüten verstaut und dann ging es los. 30 Minuten den Fluss runter und es hat einfach nur Spaß gemacht! Wir waren sowieso eine sehr gute Gruppe, weshalb die zwei Tage wirklich toll waren. 

Thomas-Langur Affe dieser wilde Orang Utan hat sich gerade ein Nest gebaut das ist Suma! der Fluss direkt vor unserem Camp Zurück nach Bukit Lawang! :)