Freitag, 20.10.2017

Isla de los Uros

Natürlich haben wir uns die peruanische Seite des Titicacasees nicht entgehen lassen! Von Copacabana sind wir zurück nach Puno gefahren, um uns von dort aus die 'Isla de los Uros' anzuschauen. Diese sind deshalb so interessant, weil die Inseln komplett aus Schilf gebaut sind - genau wie die darauf stehenden Häuser und die Schiffe, mit denen sie fahren. Alle zwei Wochen müssen die Inseln mit neuen Schilfschichten nachgelegt werden, damit sie nicht untergehen, denn die unteren Schichten im Wasser fangen nach und nach an zu verrotten. Die Uros haben diese 'schwimmenden Inseln' gebaut um sich auf das Wasser zurück zuziehen. So konnten sie bei Auseinandersetzungen, zum Beispiel mit den Inka, nie erobert werden. Auf den 49 Inseln leben heute noch 1.500 - 2.000 Menschen. Im 19. Jahrhundert waren es noch 4.000, viele sind aber auf das Festland zurück gezogen. Auf jeder Insel lebt eine Familie, darunter aber auch Onkel Tante usw., denn eine einzige Familie könnte sich niemals alleine um die Insel kümmern, da ja fast durchgehend etwas erneuert werden muss.

Von der Idee her also wirklich interessant und spannend und vom Informationsgehalt auf jeden Fall eine Tour wert! Da man diese Inseln also nur mit einer gebuchten Tour erreichen kann, haben wir uns mit Andi zusammen auf dem Weg zum Hafen gemacht, wo das Boot mit einem englisch-sprachigem Guide auf uns wartete. Sabrina konnte leider nicht mitkommen, da sie von einer fiesen Mandelentzündung heimgesucht wurde. Wir wussten im Vorfeld schon, dass die Inseln sehr touristisch sein sollen, was ja nicht unbedingt immer schlecht ist, aber als wir dort ankamen, traf uns fast der Schlag. Schon auf der Fahrt zur Insel wurde uns die Sprache der Uros nähergebracht. Man brachte uns bei, dass man auf die Frage: 'Kamisaraki' (=Wie geht's?), 'Wailiki' (=mit geht's gut) antworten muss. Und so wurde es auf der Fahrt dann im Chor einstudiert. An unserer Insel angekommen, wurden wir von 5 typisch peruanisch aussehenden Frauen begrüßt, uns wurde sogar die Hand gegeben und jede von ihnen fragte: 'Kamisarakiiiiii?' Etwas peinlich berührt brachte man aber ein leises 'Wailiki' heraus. Wir durften uns in einen Halbkreis setzen, wo uns ganz genau erklärt wurde, wie das mit dem Schilf funktioniert, wie die Inseln erbaut werden und wie es unter den Inseln im Wasser aussieht. Wirklich super interessant!

Danach durften wir mit 3 bis 4 Leuten je ein Haus besichtigen. Andi, Matthijs und ich sind zum Haus des 'Präsidenten' eingeladen worden, der wirklich versucht hat, uns unsere Fragen zu beantworten. Ein Haus besteht aus einem Bett, in dem drei Personen schlafen und einem Mini-Röhrenfernseher. Ja, Strom gibt es über Solarzellen. Die Wände des Hauses wurden mit unzähligen Taschen, Rucksäcken und Souveniers verkleidet, die man natürlich kaufen konnte. Man hat gemerkt, dass er uns schnell zu seinem kleinen Souvenierstand drängen wollte. Da er vorher betont hatte, dass er von diesem Geld lebt, hat man dann aus schlechtem Gewissen ein kleines Armband gekauft. "Von diesem Geld kaufe ich Milch für mein Baby." hat er dann gesagt, denn seine Frau ist schwanger.

Als wir uns dann vom Aussichtsturm die Inseln von oben angeschaut hatten, wurden wir von allen 5 Frauen schon fast belagert und dazu gedrängt für 10 Soles auf dem 'Mercedes-Benz'-Schiff (sie nannten es wirklich so!) mitzufahren. Nach wiederholtem nein-sagen haben wir uns ein wenig auf der Insel umgeschaut, um vor dieser Belagerung zu entkommen. Doch wir wurden verfolgt! "Amigo, Amiga...." riefen sie uns hinterher. Wir haben uns dann auf unserem Boot versteckt. Doch auch hier kam noch El Presidente vorbei, um uns die Fahrt für nur 5 Soles anzubieten. Wir haben wieder einmal dankend abgelehnt. Als sie dann endlich gemerkt haben, dass wir - und ein paar andere - uns nicht mehr überreden lassen, sind sie dann mit ihrem einstudierten Programm gestartet. Für die Personen, die mit dem 'Mercedes-Benz' gefahren sind, wurde laut und kräftig in verschiedenen Sprachen gesungen. Unter anderem Frère Jaques, Vamos a la playa oder für die Deutschen: alle meine Entchen! Fremdschämen pur! Spätestens hier konnte man dann wirklich nicht mehr unterscheiden, ob wir hier am Leben eines alten Volkes teilhaben konnten oder uns Affen im Zoo beguckten! Während das Mercedes-Schiff dann ablegte um zur nächsten Insel vorzufahren, konnten wir dann folgendes beobachten: ein weiteres Touristen-Boot fuhr vorbei und auf einmal standen alle 5 Frauen am Rand der Insel mit einem aufgesetzten Lächeln am winken. Das Boot verschwand, das Lächeln auch. Zwei Inseln weiter wurde dann wieder gesungen, genau die gleichen Lieder, genau die gleiche Reihenfolge.

Wir sind dann weiter gefahren zur nächsten Insel. Natürlich dachten wir uns wird noch was erklärt, ein bisschen die Kultur näher gebracht, doch stattdessen war es eine reine Essens-Insel. Kiosk, Restaurant, wieder kleine Verkaufsstände. 40 Minuten durften wir hier verbringen, eigentlich hat man nur darauf gewartet, bis das Boot zurück nach Puno fährt.

Die Art und Weise wie die echten Uros früher gelebt haben ist wirklich unglaublich spannend. Wir haben hier auf dieser Tour einiges lernen können und natürlich auch einige Eindrücke sammeln können. Trotzdem haben wir uns fast durchgehend unwohl gefühlt, ständig wurde man zu etwas gedrängt und dann die ganze aufgesetzte Show drumherum war schrecklich! Allerdings ist so eine Tour auch LEIDER der einzige Weg diese einmaligen Schilfinseln zu besuchen, auf ihren leicht nachgibiegem Boden zu stehen und wirklich zu erleben, wie die Menschen hier wohnen. Das wirkliche Leben wird aber auch durch den Tourismus geblendet, denn während sie früher noch Fischen gehen mussten um sich zu ernähren, können sie heute vom Tourismus gut leben und in der Stadt einkaufen gehen.

rechts und links Schilf ein modernes Schilf-Haus von diesen Verkaufsständen gab es fünf Stück Mercedes-Benz