Freitag, 17.11.2017

Über die Magellanstraße nach Feuerland

Einen ganzen Tag haben wir auf Feuerland verbracht. Nicht alleine, sondern mit einer 10-köpfigen super tollen Truppe. Doch was ist Feuerland? Irgendwie ist es jedem ein Begriff, doch wirklich etwas darüber wissen, tut niemand. (Wir vorher auch nicht richtig.) Feuerland (spanisch: Tierra del Fuego) ist eine Inselgruppe an der südlichsten Spitze in Südamerika. Zu ihr gehört übrigens auch Kap Hoorn. Feuerland gehört sowohl zu Chile, als auch zu Argentinien. Die größte Insel 'Isla Grande de Tierra del Fuego' wird unter den Ländern zu Häfte aufgeteilt und diese Insel haben wir uns angeschaut.

Eigentlich verbirgt sich hinter Feuerland eine ganz traurige Geschichte. 1880 wurde das erste Gold auf Feuerland gefunden und damit kamen immer mehr Immigranten ins Land. 30% der europäischen Immigranten waren Kroaten, allerdings auch viele Engländer und Deutsche. Durch die mitgeschleppten europäischen Krankheiten und die vom damaligen argentinischen Präsidenten durchgeführte 'Wüsteneroberung', bei der er die argentinische Herrschaft über Patagonien sicherstellen wollte, wurden fast alle indigenen Völker von Feuerland vernichtet. Wegen riesiger grüner Grasflächen kamen auch immer mehr Schafzüchter nach Feuerland. Die indigenen Völker kannten kein Schaf und fingen an diese zu schlachten und zu essen, denn sie dachten, es ist ihr Land, also auch ihre Schafe. Den Schafzüchtern gefiel das natürlich überhaupt nicht und so setzten diese 3 - 5 Dollar für einen Kopf eines Indianers aus. So wurden dann auch die restlichen Ureinwohner vernichtet. Neben Gold und Schafen gab es aber noch einen dritten Rausch: Öl. Ab 1945 wurde im Norden der Insel viel Öl abgebaut, was wieder mehr Bewohner auf die Insel zog. Nachdem die meisten Quellen Mitte der 80er versiegten, gingen auch wieder die Einwohnerzahlen zurück. Heute leben viel mehr Schafe (ca. 3 Mio.) als Menschen (ca. 8.000) auf der Insel - zumindest im chilenischen Teil.

Morgens um 07:30 Uhr wurden wir abgeholt und sind direkt zur Fähre gefahren, die 2 Stunden über die Magellanstraße führt. Das Wasser war erstaunlich blau und klar! Auf Feuerland angekommen sind wir in ein Museum gefahren, was ein wenig über die Geschichte, Tiere und das frühere Leben auf der Insel aufklärt. Von dort aus ging es weiter zu einem Denkmal für die damals hier lebenden Indianer. Diese wurden in echter Lebensgröße als Figuren aus Stein erbaut, so wie sie auch damals durch das Land gezogen sein sollen. Danach ging es für uns zum absoluten Highlight der gesamten Tour! Nach einer Stunde Fahrt durch wunderschöne Landschaften - zwischenzeitlich dachte man, man wäre im Auenland gelandet 😀 - erreichten wir den Parque Pingüino Rey! Hier kann man freilebende Königspinguine beobachten! Sie sind nach den Kaiserpinguinen die zweit größten Pinguine. Während die Kaiserpinguine nur in der Antarktis leben und als 'potentiell gefährdete' Art eingestuft werden, leben die Königspinguine ein paar Breitengrade höher und werden als 'nicht gefährdet' eingestuft. So hatten wir die einmalige Chance eine neue Kolonie zu beobachten. An diesem Tag waren ca. 100 Pinguinemit 10 kleinen Jungtieren in braunen Daunenfedern zu sehen.

Danach ging es weiter nach Cerro Sombrero (=Hügel-Hut). Dies ist eine kleine Stadt, in der während des Öl-Booms früher einmal mehrere tausend Menschen gelebt haben. Heute leben noch knapp 1.000 Menschen in der Stadt und fast alles steht leer und ist heruntergekommen. Wir haben uns gefühlt wie in einer Geisterstadt oder in einem Film, wo man in jedem Augenblick alles wieder zum Leben erwecken kann. Doch dem war nicht so. Ein altes Kino, in dem eigentlich über 400 Personen hineinpassen, wird heute als Meeting-Raum genutzt. Ein großes Gebäude, in dem sich ein leeres Schwimmbad, eine Turnhallte, ein noch genutztes Fitnessstudio und ein Botanischer Garten befindet, bildet den Mittelpunkt der kleinen Stadt. Es war wirklich, als wäre die Zeit stehen geblieben. Irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.

Als nächstes fuhren wir wieder zu Fähre, die uns in 20 Minuten vom Feuerland zurück zum Festland brachte. Auf dem Rückweg haben wir an einem weiteren verlassenen Ort angehalten, wo sich eine alte Schaffarm, mehrere leerstehende Häuser und zwei verottende Schiffe am Meer befanden. Danach machten wir uns auf dem Weg nach Hause, wo wir dann um 21:30 Uhr ankamen!

die 20 Minuten Fähre auf der Magellanstraße

Wir sind so froh, dass wir die Feuerland Tour gebucht haben! Wir haben so viele freilebende Tiere entdecken (darunter übrigens auch ein braunes Stinktier, Füchse und einen kleinen Strauß!) und wunderschöne unberührte Natur erleben können. Das nächste mal würden wir allerdings einen Mietwagen nehmen, damit man auch zwischendurch mal anhalten kann um Fotos zu machen oder einfach die Natur zu genießen. 🙂 Viele Touristen gibt es bis jetzt noch nicht, denn diese Tour wird bis jetzt nur von zwei Anbietern angeboten. Fast jeder fährt zur Isla Magdalena, eine reine Pinguininsel mit vielen kleinen Magellan-Pinguinen.

in der Hauptstadt Porvenir der chilenischen Seite eine Guanako Herde - sie gehören zur Gattung der Lamas