Samstag, 25.11.2017

Torres del Paine Nationalpark

Am Mittwoch, den 22.11. ging es dann endlich los! Mit viel Aufregung setzten wir uns in den Bus, denn es war unsere erste Wanderung, die mehr als zwei Tage dauert. Wir wurden zum Parkeingang gefahren, wo wir erklären mussten, wie lange wir da sind und welche Route wir gehen werden. Danach wurde man in einen kleinen Raum gebracht, wo man sich ein kurzes Video über die Parkregeln anschauen musste. 2012 hat eine Wandertruppe mitten im Wald ein Feuer gemacht, wodurch über die Hälfte des Parkes abgebrannt ist. Das kann man heute noch deutlich sehen. Deswegen gibt es auch so strenge Regeln.

Wir erreichten unsere Ausstiegsstation, die ziemlich nah an unserem ersten Camp gelegen war. Also auf zum Camp, einchecken, Zelt aufbauen und die großen Rucksäcke dort ablegen. Für den ersten Tag war die Strecke zum Aussichtspunkt der drei Torres (=Türme) geplant, die als Namensgeber für diesen Park gelten. Diese drei Türme/ Steinformationen, die in die Luft ragen, konnten wir schon bei der Anfahrt zum Park sehen. Man sagt, dass man in Patagonien, besonders im Torres del Paine Nationalpark, alle vier Jahreszeiten während einer Wanderung erleben kann. Die vier Jahreszeiten hatten wir schon am ersten Tag! Als wir losgelaufen sind, war strahlender Sonnenschein. Die Menschen liefen in T-Shirts und kurzen Hosen rum. Je höher es wurde, desto kälter wurde es, bis es schließlich so windig wurde, dass man sich kaum noch halten konnte. Während des letzten und härtesten km zu den Türmen fing es dann plötzlich an zu schneien, es wurde verdammt kalt und die Aussicht auf die Türme war dadurch auch leider stark begrenzt. Auf dem Rückweg war das Wetter ganz angenehm, bis es plötzlich zu regnen anfing wie verrückt! Also es war wirklich alles dabei. laughing Der Weg zu den drei Torres gilt als der härteste vom gesamten W-Trek und den haben wir gleich an Tag 1 hinter uns gelassen!

Tag 2: Mit viel zu wenig Schlaf sind wir aufgewacht, wenn man nicht sowieso gefühlt die ganze Nacht wach war. Es war viel zu kalt im Zelt und die dünne Isomatte war der Grund für Schmerzen in den Knochen den ganzen Tag über. Wir haben bei der Kälte trotzdem unser erstes Frühstück genossen: Haferflocken mit getrockneten Rosinen und Nüssen. Wahnsinnig lecker und macht pappsatt! Unser Ziel für diesen Tag: das Camp Francés. Auf dieser Wanderung läuft man durchgehend an einem wunderschönen blauen See entlang. Mal oben auf den Bergen, mal unten direkt am Steinstrand. Das Wandern mit dem schweren Rucksack macht einem trotzdem zu schaffen, da wir - besonders ich - es überhaupt nicht gewohnt sind mit so viel Gepäck loszuziehen. Biegt man jedoch um die nächste Ecke, weiß man wieder wofür man es macht: für eine wunderschöne Natur und noch schönere Ausblicke. Die Strecke an sich war ziemlich einfach, es ging nicht viel bergauf oder bergab, höchstens 200 Höhenmeter. Schlafmangel und Rückenschmerzen machten sich trotzdem bemerkbar, aber als Motivation hatten wir da ja noch unser Premiumzelt auf das wir uns diese Nacht freuen durften. Wir hatten wirklich keine Ahnung was uns erwartet aber für 80 USD muss ja schon was drin sein – dachten wir. Als wir endlich am Camp ankamen und wir zu unserem Zelt geführt wurden konnte man die Aufregung kaum aushalten. Wir machten das Zelt auf und ich wagte den ersten Blick hinein. Wir schlafen auf Matratzen!!!! Und haben uns darüber gefreut wie kleine Kinder. Nach einer heißen Dusche ging es dann schon früh ins Bett, wo wir diesmal trotz Sturmböhen in der Nacht, wie im Himmel geschlafen haben.

Der nächste Tag sah wie folgt aus: Vom Camp Francés sind wir 1,5 km weiter zum Camp Italiano gelaufen, wo wir unsere großen Rucksäcke abstellen druften. Von hier aus läuft man 5 km hoch zum Aussichtspunkt 'Británico' vorbei am Aussichtspunkt 'Francés' und dann den ganzen Weg wieder zurück. Beim Camp Italiano angekommen, wurden wir direkt von einem Ranger aufgehalten, der uns erklärte, dass die letzten 3 km zum 'Mirador Británico' aufgrund heftiger Sturmböhen gesperrt seien. An diesem Tag sollte der Wind eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreichen und am nächsten Tag sogar 130 km/h! Wir haben uns mit etwas enttäuschender Laune dann zum 'Mirador Francés' aufgemacht. Oben angekommen hatten wir wahnsinnige Aussichten auf Schneeberge, die direkt vor unserer Nase standen, einem Gletscher, der ins Tal hinein ragte und auf den blauen See, den wir den Tag davor passiert hatten. Mit dem Wind war jedoch wirklich nicht zu spaßen. Oft musste man sich festhalten, um nicht umzufallen. Viele unserer Fotos sind total verwackelt, da man die Kamera gar nicht richtig halten konnte. laughing Wieder zurück am Camp Italiano angekommen, schnappten wir uns unsere Rucksäcke und liefen los zu unserem Camp 'Paine Grande' für die letzte Nacht. Auch auf dieser Strecke war wieder heftiger Wind, sodass man oft stehen bleiben musste. Das machte das Laufen doppelt anstrengend. Aber auch das haben wir geschafft. Unser Zelt hatten wir direkt am Fuße eines kleinen Berges aufgebaut, um es so vor Wind zu schützen. Dazu haben wir das komplette Zelt mit Steinen umrandet. Nach einer warmen Dusche und einem leckeren Abendesen ging es ins Zelt, wo wir diesmal wieder auf hartem Boden, aber wenigstens kuschelig warm schlafen konnten.

am Mirador Francés

Der letzte Tag begann für uns um 06:00 Uhr. Aufstehen, Zelt abbauen, Frühstücken und los geht’s. Es ging für uns zum Gletscher Grey. Zunächst 11 km zum Camp Grey und dann noch ein weiterer km zum Aussichtspunkt des Gletschers. Wir sind so früh losgelaufen, weil wir pünktlich um 18:30 Uhr wieder im Camp sein mussten um den letzten Katamaran zu bekommen, der uns zurück zu unserem Bus nach Puerto Natales bringt. Und wir wollten uns auf keinen Fall stressen lassen, deswegen um 06:00 Uhr aufstehen. Im Regen sind wir losgelaufen, der Trail war ursprünglich gesperrt, wir haben aber einen Guide gefragt, der uns ein go gab. Wir sind gelaufen und gelaufen, Kilometer um Kilometer und auf einmal waren es nur noch 2 km bis zum Camp Grey. Wir haben keine Pause gemacht und so waren wir schon nach 02:45 Stunden da! Beim Aussichtspunkt angekommen, konnten wir unseren Augen kaum trauen. Riesige mintblaue Eisberge lagen nur wenige Meter vor uns im Wasser. Wir waren sprachlos! Es fühlte sich an, als seien wir in der Antarktis gelandet. Etwas weiter entfernt konnten wir den gigantischen Gletscher erkennen, von dem nach und nach die Eisberge und Eisschollen abgebrochen waren. Einige Zeit haben wir hier verbracht, um den Moment zu genießen. Danach ging es wieder zurück zum Camp. Nachdem wir wieder mit gutem Tempo die ersten 7,5 km des Weges geschafft hatten, sagte Matthijs zum Spaß: Wenn wir uns noch ein bisschen beeilen, könnten wir sogar den Katamaran um 14:00 Uhr bekommen. Aus Spaß wurde Ernst. Wir fingen an zu joggen und alle anderen gucken uns an als wären wir von einem anderen Stern. laughing Tatsächlich waren wir um 14:05 Uhr an unserem Camp angekommen, doch weit und breit war kein Katamaran in Sicht. Also vielleicht kommt er doch erst um 14:30 Uhr? Oder ist er schon abgefahren? Wir haben uns schnell beim Katamaran-Abfahrt-Zeitplan erkundigt und mussten schnell feststellen, dass zwischen 11:30 Uhr und 18:30 Uhr überhaupt kein Katamaran fährt. Wir waren beide davon überzeugt, es definitiv so gelesen zu haben. So waren wir 4 Stunden zu früh, haben uns umsonst abgehetzt und mussten noch irgendwie die Zeit tot schlagen. Mit einer halben Stunde Verspätung wurden wir vom Katamaran um 19:00 Uhr abgeholt und erreichten danach um 22:30 Uhr mit dem Bus Puerto Natales. Völlig ausgepowert mussten wir noch in die Stadt laufen, um unser Equipment zurück zugeben und waren dann endlich um 23:00 Uhr im Hostel.

im Hintergrund der Gletscher 'Grey'

Nach 4 Tagen wandern ist man trotz wahnsinnig schöner Natur und einzigartigen Erlebnissen auch froh, wenn es vorbei ist und man wieder in einem gemütlichen Bett schlafen kann. Der Torres del Paine Nationalpark ist mit Abstand das beeindruckenste und schönste, was wir beide an Natur jemals gesehen haben. Es ist unser absolutes Highlight der Reise! Wer jemals in Chile oder Patagonien ist, der MUSS diesen Park besuchen und sich einfach selbst überzeugen, denn unsere Augen sind doch die beste Kamera der Welt und können viel mehr wahrnehmen, als auf Fotos oder Videos festzuhalten ist. smile

Unsere Kamera war durchgehend dabei, und deshalb haben wir noch ein kurzes Video zusammengestellt. smile