Montag, 19.03.2018

Routeburn Track - Pleiten, Pech & Pannen

Ja, wie fang ich am besten an? laughing Zunächst sollte man wissen, dass es in Neuseeland 9 von den sogenannten 'Great Walks' gibt und ab 2019 kommt sogar noch einer hinzu. Diese Wanderung gelten als besonders schön, beeindruckend und führen durch spektakuläre Landschaften aller Art. Zu diesen Great Walks gehören übrigens auch der Abel Tasman Coast Track, den wir bereits gelaufen sind und der Tongariro Northern Circuit, bei dem wir nur das Crossing als Tageswanderung gemacht haben. Diese Wanderungen sind bei jedem besonders beliebt, weshalb man oft weit im Voraus die Hütten oder Campingplätze buchen muss. Als wir uns auf einer Autofahrt mal über alle Great Walks informiert hatten, fiel unsere Wahl auf drei Wanderungen, die wir eventuell noch machen wollten; darunter der Routeburn Track. Die Buchungen kann man sich Online ganz leicht anschauen und so fiel auf, dass nur noch ein Platz auf einem Campingplatz (wir können uns keine Hütten leisten, deswegen kommen diese nicht in Frage) am 18.03. frei ist. Nach grober Abschätzung ob wir in diesem Zeitraum schon in der Ecke nahe des Routeburn Tracks sein könnten, buchten wir diesen Campingplatz für $20 pro Person (=12€). Was wir dann erst später bemerkten: Der Routeburn Track überquert eine Gebirgskette, weshalb Start und Ende des Tracks für Autofahrer 325 km auseinander liegen. Dementsprechend teuer sind also auch die Shuttlebusse ($179 p. P. aufwärts). Wir waren in mehreren Informationszentren und sahen uns schon tief enttäuscht den Campingplatz stornieren, denn keiner konnte uns auch nur irgendeine Lösung für unser kleines Problem vorschlagen. Als wir es in Wanaka dann ein letztes mal versuchten, trafen wir auf die wohl beste DOC-Mitarbeiterin in ganz Neuseeland, denn diese schlug uns ohne zu überlegen vor den Routeburn Track um zwei weitere Tage über den Caples Track zu verlängern. So liegen zwischen Start und Ende des Tracks nur noch 30km Autostrecke. Perfekt! Der Caples Track ist kein Great Walk und jetzt möchte ich euch nur mal zum Vergleich die Kosten sagen: Routeburn Track: $20 Camping/ $65 Hütte; Caples Track: $5 oder kostenlos Camping/ $15 Hütte. Alle Preise sind pro Person. Ein wahnsinniger Unterschied! 

Am 16.03. ging es für uns los. Da wir ja zwei Sparfüchse sind, haben wir uns dazu entschieden keinen Shuttle (für $36 p. P.) zu buchen, sondern es mal wieder mit Trampen zu versuchen. Ja... um es kurz zu fassen, von 30km wurden wir ganze 9 km mitgenommen, weil auf der Straße einfach keine verdammten Autos fuhren! Somit hatten wir schon 21km Fußmarsch hinter uns, bevor unser Track überhaupt startete! Das hatten wir uns definitiv anders vorgestellt. Zu unserem Glück bestand unsere eigentliche Strecke für den ersten Tag nur aus 9km, sodass wir insgesamt 'nur' 30km laufen mussten. Trotzdem: 30km statt 9km für den ersten Tag mit vollem Gepäck für 4 Tage macht einfach keinen Spaß und zum Schluss war jeder Schritt pure Quälerei. Innerlich hätte ich vor Wut wohl platzen können, wie wir so geizig sein konnten $72 (=43€) für einen Shuttle auszugeben. Natürlich bin ich nach der überstandenen Wanderung froh darüber, es nicht getan zu haben! tongue-out Am zweiten Tag lagen 20km vor uns, bei denen wir einen 400m hohen Bergkamm überqueren mussten. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte mal so viel geflucht und gemeckert hatte - doch, weiß ich wohl, nämlich bei meiner aller ersten Wanderung in der USA. laughing Die Motivation war im Keller, die Beine taten weh, jeder Schritt war einer zu viel und wir brauchten über 7 Stunden bis wir endlich den Campingplatz erreichten. Mit diesem Tag endete unser Caples Track. Trotz unserer etwas schlechteren Laune muss man sagen, dass der Track wirklich schön ist. Er führt zwar oft durch Wald aber auch durch Täler, wobei man die gigantischen Berge drum herum bestaunen kann. Außerdem hatten wir tagsüber perfektes Wetter, sodass wir hin und wieder die Sonne genießen konnten.

per Anhalter zum Start der Wanderung Tag 2 startete ein bisschen ungemütlich McKellar Saddle

Mit dem Start des Routeburn Tracks änderte sich leider auch das Wetter, was wir mehr als bedauern, da uns dadurch viele atemberaubenden Aussichten ausblieben. Am dritten Tag mussten wir wieder 400m bergauf auf einer Strecke von 10km. Irgendwie gab uns das einen Motivationsschub, denn so waren wir an diesem Tag nur 3 Stunden unterwegs und konnten den Rest des Tages entspannen. Bei der Ankunft kamen jedoch gleich schlechte Nachrichten auf uns zu, denn beim Betreten des Campingplatzes informierte uns der Ranger direkt über eine starke Unwetterwarnung. Die darauffolgende Nacht war dann alles andere als angenehm. Wie bereits angekündigt fing es gegen 00:00 Uhr fürchterlich an zu regnen und es wurde extrem windig. Sogar die umliegenden Bäume konnte man verdächtig knartschen hören. Zu dem ganzen Trubel hörten wir um 03:00 Uhr irgendwas an unserem Zelt zupfen. Ich dachte es wäre nur ein Vogel, der sich einen Unterschlupf suchte, Matthijs dachte direkt an ein Nagetier. Wir legten uns wieder schlafen, bis Matthijs ganz plötzlich stark zusammen zuckte. Leise brachte er die Worte raus: 'Mir ist da gerade etwas über den Kopf gelaufen...' Innerhalb einer Millisekunde stand ich im Zelt, den Schlafsack hochgezogen, griff nach der Taschenlampe und fing an zu suchen. Wir sahen tatsächlich eine Maus durch unser Zelt huschen!!! Matthijs griff sich einen Schuh und wir versuchten das blöde Tier zu erwischen. Irgendwann konnten wir es nicht mehr finden, dafür aber ein kleines Loch in unserem Zelt und angeknabbertes Toastbrot, was unser Frühstück für den nächsten Tag sein sollte. Die Maus hatte wohl schon ein paar Stunden mit uns verbracht. yell In der Nacht durchwühlten wir unsere gesamten Sachen, flickten das Loch provisorisch mit Klebeband und legten uns bis 06:00 Uhr wieder schlafen - ob man das schlafen nennen kann, weiß ich nicht. Am nächsten Morgen musste dann jeder mit einem halben Apfel und einem mageren Müsliriegel auskommen. Vor uns stand der wohl härteste Teil der gesamten 4 Tage. Es ging rauf auf 1.255m, um dann wieder runter auf 500m zu unserem Parkplatz zu wandern. Wir waren erstaunlich gut in Form und konnten die gesamten 20km sogar in 5,5 Stunden schaffen. Leider hat es durchgehend heftig geregnet und gestürmt, sodass wir bereits nach einer Stunde bis auf die Knochen komplett durchgenässt waren. Die Wanderwege waren Bäche und wir standen ständig knöcheltief im Wasser. Wir konnten keine einzige Pause einlegen, weil man durch den starken Wind sofort anfing zu frieren. Die Ausblicke während der Wanderung waren dadurch bei Weitem nicht so wie erwartet, aber trotzdem wunderschön! Wir liefen durch tolle Landschaften mit unzähligen Wasserfällen. Wir haben unsere Kamera jedoch schon früh sicher in den Rucksack gepackt, weil Fotos bei dem Regen keinen Sinn mehr gemacht haben und, wie gesagt, alles durchnässt war. 

Sollten wir noch einmal nach Neuseeland zurückkehren, würden wir diese Wanderung bei gutem Wetter nochmal machen wollen. Wir haben für diese Wanderung eine extrem günstige Variante gefunden, die uns für 4 Tage nur $50 + Essen gekostet hat. Da bezahlen die meisten wahrscheinlich deutlich mehr. Trotz mehrerer Pannen bereuen wir nichts davon. Wenn es auch oft nicht so war wie erwünscht, haben wir dazu gelernt und wissen, was wir beim nächsten mal vielleicht anders machen. 

Guten Morgen Tag 3! Wie man sieht bekommt man im Zelt nicht ganz so viel Schlaf :D Lake Howden die 174m hohen Earland Falls mein Rucksack ist nicht so voll wie es aussieht :D im Hintergrund Lake McKenzie das letzte Foto des Tages!