Berichte von 11/2017

Donnerstag, 30.11.2017

Isla Holbox - Liebe auf den zweiten Blick

Nachdem wir unseren Mietwagen am Flughafen abgeholt hatten, fuhren wir auf direktem Wege nach Chiquila. Hier ist die einzige Fähre, die die Insel Holbox anfährt. Unseren Mietwagen mussten wir dann hier schon für die nächsten Tage abstellen, da keine Autos auf der Insel fahren dürfen. Wie im vorherigen Blog schon erwähnt, hat es den ganzen Tag geregnet. Von dem Paradies, was hier sein soll, haben wir also erst mal nichts mitbekommen. 20 Minuten später waren wir endlich auf der Insel, sind schnell zu unserem Hostel gelaufen, um einzuchecken. Danach sind wir nochmal losgezogen um die kleine Stadt zu erkunden und etwas zu essen. Der erste Eindruck war ein wenig enttäuschend. Auf den Sandstraßen sammelte sich das Regenwasser, alles war matschig und es war nicht wirklich warm, so wie wir es erwartet hatten. Irgendwie hatten wir uns das alles anders vorgestellt, denn so viele haben von dieser Insel geschwärmt und wir konnten uns noch nicht erklären warum. Wahrscheinlich lag das aber auch an unserer Übermüdung, denn schließlich hatten wir uns seit unserem 40-Stunden Flug noch nicht ausruhen können. Deswegen schnell zurück ins Hostel und den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Am nächsten Tag starteten wir mit einem wahnsinnig gutem Frühstück und warmen Sonnenstrahlen in den Tag. Direkt nach dem Frühstück machten wir uns auf dem Weg zum Fahrradverleih, denn wir wollten unbedingt die Insel erkunden. Holbox ist 42km lang und an der breitesten Stelle nur 2 km breit. Mit unseren Fahrrädern machten wir uns also auf den Weg, großartig verfahren kann man sich ja nicht. Wir fuhren in Richtung Strand, an vielen wunderschönen Hotels vorbei, auf Sandstraßen mit riesigen Palmen rechts und links und so langsam erkannten wir das Paradies und konnten gar nicht begreifen, wo wir uns gerade befinden.

Am Strand angekommen, wussten wir warum alle so von dieser Insel schwärmen: weißer Strand, kristallklares Wasser, ewig lange Sandbänke, auf denen man auf und ab spazieren kann und viele Flamingos die an einem vorbei laufen. Wir sind im Paradies! Mit unseren Fahrrädern konnten wir direkt am Strand entlang fahren. Irgendwann haben wir sie einfach an einen Baum gebunden, sind die Sandbank entlang gelaufen und waren ganz alleine! Wir hatten wirklich den kompletten Strand für uns alleine - keine Menschenseele! So etwas hatten wir noch nie erlebt. Wunderschön und nicht in Worte zu fassen! Wir haben den Rest des Tages am Strand verbracht und einfach nur den Moment genossen. 🙂

Am nächsten Tag sind wir morgens wieder zum Strand gelaufen, dieses mal direkt an einer Hotelanlage um unsere letzten Stunden zu genießen. Am Nachmittag ging es für uns dann schon wieder zurück auf's Festland. Hier konnten wir nun endlich die Fahrt mit unserem neuen Auto in Angriff nehmen. 🙂 Wir sind gespannt, was noch kommt!

mit der Fast Ferry zum Festland

Montag, 27.11.2017

Hasta Pronto Südamerika!

Nach unserer Wanderung im Torres del Paine Nationalpark haben wir noch einen Tag zur Entspannung dazwischen geschoben, um uns dann den nächsten Tag voll und ganz auf den Abschied konzentrieren zu können. Wir verlassen Südamerika nach 3 wundervollen Monaten! Tatsächlich hätten wir noch ewig hier bleiben können, weil die Länder hier einfach unfassbar vielseitig sind und eine tolle Atmosphäre bieten. Peru, ein wenig von Bolivien und Chile durften wir bereisen und dabei viel lernen! Vor allem spanisch. 😀 Wir können uns mittlerweile gut verständigen und vieles verstehen. Während in Peru und Bolivien wunderbar einfaches und deutliches Spanisch gesprochen wird, hat man in Chile das Gefühl einer ganz anderen Sprache zu begegnen. Sie reden viel undeutlicher und verdammt schnell. Aber zum Schluss haben wir uns auch daran gewöhnt.

Zu unserer Weiterreise: In der engeren Auswahl standen Kolumbien und Mexiko. Diese Entscheidung viel uns verdammt schwer und da wir auch kein genaues Datum wussten, wann wir aus Chile rausfliegen werden mussten wir ein bisschen spontan sein. Dass wir über Weihnachten und Neujahr in Cancún, Mexiko sein werden, stand schon ein wenig länger fest. Hier haben wir uns ab dem 22.12. für 2,5 Wochen bereits eine eigene Wohnung über airbnb gemietet. Wir wussten, dass uns vor dieser Wohnung ca. 3 Wochen Zeit bleiben, um eines der beiden Länder zu bereisen. Kolumbien soll ein unglaublich schönes Land sein, was uns ständig von anderen Reisenden empfohlen wurde. Viele erzählten, dass sie dort 'irgendwie hängen geblieben sind' und statt einem Monat gleich 3 dort geblieben sind. Mexiko soll ebenfalls wahnsinnig toll sein mit den unzähligen Maya Ruinen und der schönen Kultur. Schwere Entscheidung!

Wir haben uns beide Länder sorgfältig angeschaut und feststellen müssen, dass ca. 3 Wochen Kolumbien absolut nicht gerecht werden. Für Mexiko hingegen haben wir eine tolle Route gefunden und zudem einen günstigen Mietwagen für nur 280 €! Wir haben uns für Mexiko entschieden! Und das auch aus dem Grund, da wir über Weihnachten und Silvester sowieso in Cancún sind. 🙂

Am 27.11. war es dann also soweit. Wir konnten beide nicht glauben, dass wir nun von Schnee, Bergen und Kälte in die Sonne mit Strand, Meer und Palmen fliegen würden. Das dauerte allerdings noch ein bisschen, denn vorher mussten wir unsere 40:24 Stunden an 5 verschiedenen Flughäfen überstehen! Von Punta Arenas, wo wir vorher 3 Stunden mit dem Bus hinfahren mussten, ging es über Santiago, Housten (TX) und Los Angeles nach Cancún.

Als wir in Housten früh morgens um 05:30 Uhr landeten, war es dunkel und man hatte einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Schaute man genauer hin, konnte man die verschiedenen bunt beleuchteten Häuser mit Weihnachtsdeko sehen! Am Flughafen angekommen, war alles Weihnachtlich geschmückt und ein riesiger Weihnachtsbaum wurde aufgestellt. Außerdem liefen durchgehend (!) Weihnachtslieder in allen Variationen, von allen möglichen Menschen gecovert. Aber es löste ein schönes Gefühl aus. Blöd nur, dass wir in Housten 12 Stunden aufenthalt hatten! Da fing es fast ein wenig an zu nerven. 😀 In LA am Flughafen waren wir ja bereits schon, also wussten wir dass es dort Panda Express geben wird. Die beste chinesische Kette, die wir kennen und super lecker! Darauf hatten wir uns schon die ganze Zeit gefreut. Trotzdem haben wir auch gemerkt, dass wir die USA doch vermissen. Das Englisch Sprechen fehlt uns, die vielen Fast Food Ketten 😛 aber vor allem Land und Leute. Trotzdem freuen wir uns wahnsinnig auf Mexiko, was es für uns als nächstes zu entdecken gibt.

Am 29.11. um 08:00 Uhr sind wir dann endlich in Cancún gelandet! Und wir wurden doch wirklich mit Regen begrüßt, den ganzen lieben langen Tag. Aber egal, wir sind in Mexiko!!!

Samstag, 25.11.2017

Torres del Paine Nationalpark

Am Mittwoch, den 22.11. ging es dann endlich los! Mit viel Aufregung setzten wir uns in den Bus, denn es war unsere erste Wanderung, die mehr als zwei Tage dauert. Wir wurden zum Parkeingang gefahren, wo wir erklären mussten, wie lange wir da sind und welche Route wir gehen werden. Danach wurde man in einen kleinen Raum gebracht, wo man sich ein kurzes Video über die Parkregeln anschauen musste. 2012 hat eine Wandertruppe mitten im Wald ein Feuer gemacht, wodurch über die Hälfte des Parkes abgebrannt ist. Das kann man heute noch deutlich sehen. Deswegen gibt es auch so strenge Regeln.

Wir erreichten unsere Ausstiegsstation, die ziemlich nah an unserem ersten Camp gelegen war. Also auf zum Camp, einchecken, Zelt aufbauen und die großen Rucksäcke dort ablegen. Für den ersten Tag war die Strecke zum Aussichtspunkt der drei Torres (=Türme) geplant, die als Namensgeber für diesen Park gelten. Diese drei Türme/ Steinformationen, die in die Luft ragen, konnten wir schon bei der Anfahrt zum Park sehen. Man sagt, dass man in Patagonien, besonders im Torres del Paine Nationalpark, alle vier Jahreszeiten während einer Wanderung erleben kann. Die vier Jahreszeiten hatten wir schon am ersten Tag! Als wir losgelaufen sind, war strahlender Sonnenschein. Die Menschen liefen in T-Shirts und kurzen Hosen rum. Je höher es wurde, desto kälter wurde es, bis es schließlich so windig wurde, dass man sich kaum noch halten konnte. Während des letzten und härtesten km zu den Türmen fing es dann plötzlich an zu schneien, es wurde verdammt kalt und die Aussicht auf die Türme war dadurch auch leider stark begrenzt. Auf dem Rückweg war das Wetter ganz angenehm, bis es plötzlich zu regnen anfing wie verrückt! Also es war wirklich alles dabei. 😀 Der Weg zu den drei Torres gilt als der härteste vom gesamten W-Trek und den haben wir gleich an Tag 1 hinter uns gelassen!

Tag 2: Mit viel zu wenig Schlaf sind wir aufgewacht, wenn man nicht sowieso gefühlt die ganze Nacht wach war. Es war viel zu kalt im Zelt und die dünne Isomatte war der Grund für Schmerzen in den Knochen den ganzen Tag über. Wir haben bei der Kälte trotzdem unser erstes Frühstück genossen: Haferflocken mit getrockneten Rosinen und Nüssen. Wahnsinnig lecker und macht pappsatt! Unser Ziel für diesen Tag: das Camp Francés. Auf dieser Wanderung läuft man durchgehend an einem wunderschönen blauen See entlang. Mal oben auf den Bergen, mal unten direkt am Steinstrand. Das Wandern mit dem schweren Rucksack macht einem trotzdem zu schaffen, da wir - besonders ich - es überhaupt nicht gewohnt sind mit so viel Gepäck loszuziehen. Biegt man jedoch um die nächste Ecke, weiß man wieder wofür man es macht: für eine wunderschöne Natur und noch schönere Ausblicke. Die Strecke an sich war ziemlich einfach, es ging nicht viel bergauf oder bergab, höchstens 200 Höhenmeter. Schlafmangel und Rückenschmerzen machten sich trotzdem bemerkbar, aber als Motivation hatten wir da ja noch unser Premiumzelt auf das wir uns diese Nacht freuen durften. Wir hatten wirklich keine Ahnung was uns erwartet aber für 80 USD muss ja schon was drin sein – dachten wir. Als wir endlich am Camp ankamen und wir zu unserem Zelt geführt wurden konnte man die Aufregung kaum aushalten. Wir machten das Zelt auf und ich wagte den ersten Blick hinein. Wir schlafen auf Matratzen!!!! Und haben uns darüber gefreut wie kleine Kinder. Nach einer heißen Dusche ging es dann schon früh ins Bett, wo wir diesmal trotz Sturmböhen in der Nacht, wie im Himmel geschlafen haben.

Der nächste Tag sah wie folgt aus: Vom Camp Francés sind wir 1,5 km weiter zum Camp Italiano gelaufen, wo wir unsere großen Rucksäcke abstellen druften. Von hier aus läuft man 5 km hoch zum Aussichtspunkt 'Británico' vorbei am Aussichtspunkt 'Francés' und dann den ganzen Weg wieder zurück. Beim Camp Italiano angekommen, wurden wir direkt von einem Ranger aufgehalten, der uns erklärte, dass die letzten 3 km zum 'Mirador Británico' aufgrund heftiger Sturmböhen gesperrt seien. An diesem Tag sollte der Wind eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreichen und am nächsten Tag sogar 130 km/h! Wir haben uns mit etwas enttäuschender Laune dann zum 'Mirador Francés' aufgemacht. Oben angekommen hatten wir wahnsinnige Aussichten auf Schneeberge, die direkt vor unserer Nase standen, einem Gletscher, der ins Tal hinein ragte und auf den blauen See, den wir den Tag davor passiert hatten. Mit dem Wind war jedoch wirklich nicht zu spaßen. Oft musste man sich festhalten, um nicht umzufallen. Viele unserer Fotos sind total verwackelt, da man die Kamera gar nicht richtig halten konnte. 😀 Wieder zurück am Camp Italiano angekommen, schnappten wir uns unsere Rucksäcke und liefen los zu unserem Camp 'Paine Grande' für die letzte Nacht. Auch auf dieser Strecke war wieder heftiger Wind, sodass man oft stehen bleiben musste. Das machte das Laufen doppelt anstrengend. Aber auch das haben wir geschafft. Unser Zelt hatten wir direkt am Fuße eines kleinen Berges aufgebaut, um es so vor Wind zu schützen. Dazu haben wir das komplette Zelt mit Steinen umrandet. Nach einer warmen Dusche und einem leckeren Abendesen ging es ins Zelt, wo wir diesmal wieder auf hartem Boden, aber wenigstens kuschelig warm schlafen konnten.

am Mirador Francés

Der letzte Tag begann für uns um 06:00 Uhr. Aufstehen, Zelt abbauen, Frühstücken und los geht’s. Es ging für uns zum Gletscher Grey. Zunächst 11 km zum Camp Grey und dann noch ein weiterer km zum Aussichtspunkt des Gletschers. Wir sind so früh losgelaufen, weil wir pünktlich um 18:30 Uhr wieder im Camp sein mussten um den letzten Katamaran zu bekommen, der uns zurück zu unserem Bus nach Puerto Natales bringt. Und wir wollten uns auf keinen Fall stressen lassen, deswegen um 06:00 Uhr aufstehen. Im Regen sind wir losgelaufen, der Trail war ursprünglich gesperrt, wir haben aber einen Guide gefragt, der uns ein go gab. Wir sind gelaufen und gelaufen, Kilometer um Kilometer und auf einmal waren es nur noch 2 km bis zum Camp Grey. Wir haben keine Pause gemacht und so waren wir schon nach 02:45 Stunden da! Beim Aussichtspunkt angekommen, konnten wir unseren Augen kaum trauen. Riesige mintblaue Eisberge lagen nur wenige Meter vor uns im Wasser. Wir waren sprachlos! Es fühlte sich an, als seien wir in der Antarktis gelandet. Etwas weiter entfernt konnten wir den gigantischen Gletscher erkennen, von dem nach und nach die Eisberge und Eisschollen abgebrochen waren. Einige Zeit haben wir hier verbracht, um den Moment zu genießen. Danach ging es wieder zurück zum Camp. Nachdem wir wieder mit gutem Tempo die ersten 7,5 km des Weges geschafft hatten, sagte Matthijs zum Spaß: Wenn wir uns noch ein bisschen beeilen, könnten wir sogar den Katamaran um 14:00 Uhr bekommen. Aus Spaß wurde Ernst. Wir fingen an zu joggen und alle anderen gucken uns an als wären wir von einem anderen Stern. 😀 Tatsächlich waren wir um 14:05 Uhr an unserem Camp angekommen, doch weit und breit war kein Katamaran in Sicht. Also vielleicht kommt er doch erst um 14:30 Uhr? Oder ist er schon abgefahren? Wir haben uns schnell beim Katamaran-Abfahrt-Zeitplan erkundigt und mussten schnell feststellen, dass zwischen 11:30 Uhr und 18:30 Uhr überhaupt kein Katamaran fährt. Wir waren beide davon überzeugt, es definitiv so gelesen zu haben. So waren wir 4 Stunden zu früh, haben uns umsonst abgehetzt und mussten noch irgendwie die Zeit tot schlagen. Mit einer halben Stunde Verspätung wurden wir vom Katamaran um 19:00 Uhr abgeholt und erreichten danach um 22:30 Uhr mit dem Bus Puerto Natales. Völlig ausgepowert mussten wir noch in die Stadt laufen, um unser Equipment zurück zugeben und waren dann endlich um 23:00 Uhr im Hostel.

im Hintergrund der Gletscher 'Grey'

Nach 4 Tagen wandern ist man trotz wahnsinnig schöner Natur und einzigartigen Erlebnissen auch froh, wenn es vorbei ist und man wieder in einem gemütlichen Bett schlafen kann. Der Torres del Paine Nationalpark ist mit Abstand das beeindruckenste und schönste, was wir beide an Natur jemals gesehen haben. Es ist unser absolutes Highlight der Reise! Wer jemals in Chile oder Patagonien ist, der MUSS diesen Park besuchen und sich einfach selbst überzeugen, denn unsere Augen sind doch die beste Kamera der Welt und können viel mehr wahrnehmen, als auf Fotos oder Videos festzuhalten ist. 🙂

Unsere Kamera war durchgehend dabei, und deshalb haben wir noch ein kurzes Video zusammengestellt. 🙂

Dienstag, 21.11.2017

Puerto Natales - Vorbereitungen

Schon bevor unsere Reise um die Welt losging, hatten wir uns vorgenommen, dass es auf jeden Fall nach Chile gehen sollte, um dort eine 5-Tages Wanderung - den sogenannten 'W-Trek' - im Torres del Paine Nationalpark zu machen. Deswegen haben wir in den letzten 5 Monaten auch fleißig trainiert.

Unser Bus von Punta Arenas nach Puerto Natales ging bereits am Samstag, dem 18.11. In Puerto Natales angekommen, wurden wir mit einem heftigen Schneesturm begrüßt. Für die Planung einer Mehrtages-Wanderung im Torres del Paine muss man folgendes wissen:

Es ist beschissen organisiert! Die Vermietung der Campsites ist in drei verschiedene Argenturen aufgeteilt, jeder Argentur gehört ein Teil des Parkes. Die Argenturen verteilen sich in komplett Puerto Natales, sodass man mehrmals hin und her rennen muss. Man kann die Campsites online im Voraus buchen, allerdings liegt die Antwortrate der Argenturen höchstens bei 10%, man muss viel Geld vorstrecken und Monate im Voraus buchen, was für uns ja schon mal gar nicht in Frage kommt. Unser Plan war also: wir kommen Samstag an, laufen von Argentur zu Argentur, buchen eine schöne Wanderung und laufen Montag los. Daraus wurde leider nichts, da die Argenturen Samstags nur bis Mittag geöffnet sind und Sonntags komplett geschlossen haben. Mit gedrückter Stimmung ging es dann zurück ins Hostel. Was machen wir jetzt? - Auf Montag warten! Zwei Tage haben wir uns einfach ein wenig entspannt, bevor wir los zogen, um uns die besten und günstigsten Campsites zu ergattern.

Um Punkt 09:00 Uhr am Montag morgen standen wir vor der ersten Argentur 'Vertice'. Diese vergibt Campingplätze für die zwei Camps des W-Treks auf der linken Seite des Parks. Die Idee so früh vor den Türen der Argentur zu stehen hatten mit uns noch gefühlt 100 andere Menschen. Als wir die Argentur betraten sahen wir schon ein großes Schild, dass eines der beiden Camps für November komplett ausgebucht ist. Das andere Camp 'Paine Grande' steht nur noch für den 24.11. & 25.11. zur Verfügung. In unseren Köpfen machte sich so langsam die Panik breit, denn der 24.11. ist für uns definitiv viel zu spät! Wir ließen uns beraten und entschieden uns dann, die Wanderung von der anderen Seite des Parks zu starten - somit würden wir die letzte Nacht im Camp Paine Grande verbringen. Mit diesem Plan im Kopf haben wir erstmal schnell gebucht und sind regelrecht zur zweiten Argentur gerannt, damit wir noch vor einigen anderen dort ankommen.

Die Argentur 'Fantastico Sur' vergibt die Campsites für die rechte Seite und die Mitte des Parks. Super freundliche Mitarbeiter, die dir wirklich das günstigste und beste versuchen rauszusuchen und mit dir gemeinsam die Strecke planen. Als wir dort ankamen hatten noch genau zwei Camps Campsites frei. Im Camp 'Central' konnten wir ohne Probleme noch eins bekommen, während wir im Camp 'Francés' den letzten Platz bekommen haben! Das war zwar ein Premium-Zelt für 80 USD, aber hey, man gibt sowieso schon ein halbes Vermögen für die Wanderung aus, da machen es die paar Euros auch nicht mehr. Wir werden den W-Trek dann also in 4 statt 5 Tagen laufen, Mittwoch geht es los! Nach dem wir die Buchungsbestätigung in der Hand hielten, waren wir einfach nur überglücklich, dass alles geklappt hat.

Wir wollten eigentlich noch zu Argentur Nr. 3 'CONAF', denn diese vergibt die Campsites für die kostenlosen Camps im Park. Unsere Idee war das kostenlose Camp 'Italiano' zu buchen und dafür das Luxus Zelt im Camp 'Francés' zu stornieren, denn diese liegen nur 1,5 km voneinander entfernt. Da aber keine kostenlose Stornierung der Camps von 'Fantastico Sur' möglich gewesen wäre, haben wir uns auch mit dem 80 USD-Zelt zufrieden gegeben. 🙂 

Da wir nun endlich wussten, wann unsere Wanderung statt findet, konnten wir uns nun auch mit allem anderen beschäftigen: Equipment ausleihen wie Isomatten, Zelt und Kochutensilien. Essen einkaufen für die Wanderung, Busse buchen für die Hin- und Rückfahrt zum Park und am aller Wichtigsten: Flüge buchen! Denn nach unserer 4-Tages Wanderung werden wir Chile und damit auch Südamerika verlassen! 🙁🙂 Wohin wird aber noch nicht verraten!

Insgesamt haben uns die 4 Tage 356,29 € gekostet. (Inkl. Essen, Transport, Camping, Equipment) Das geht günstiger, wenn man Glück hat und weit im Voraus buchen kann, es geht aber auch deutlich teurer, wenn man viel Pech hat und nur noch teure Campsites frei sind oder man sich für eine Tour für 990 USD aufwärts entscheidet. Die Preise im und um den Torres del Paine Nationalpark sind unglaublich hoch, jedoch zählt es auch zu den absoluten Highlights in Patagonien und Südamerika. Es ist ein weltbekannter Nationalpark, sodass fast alle bereit sind, diese Preise zu zahlen. Wer nicht viel Geld ausgeben möchte, sollte in den nahgelegenden Nationalpark Fitz Roy nach Argentinien fahren, der deutlich billiger ist und von der Landschaft und Natur auch viel zu bieten hat.

Freitag, 17.11.2017

Über die Magellanstraße nach Feuerland

Einen ganzen Tag haben wir auf Feuerland verbracht. Nicht alleine, sondern mit einer 10-köpfigen super tollen Truppe. Doch was ist Feuerland? Irgendwie ist es jedem ein Begriff, doch wirklich etwas darüber wissen, tut niemand. (Wir vorher auch nicht richtig.) Feuerland (spanisch: Tierra del Fuego) ist eine Inselgruppe an der südlichsten Spitze in Südamerika. Zu ihr gehört übrigens auch Kap Hoorn. Feuerland gehört sowohl zu Chile, als auch zu Argentinien. Die größte Insel 'Isla Grande de Tierra del Fuego' wird unter den Ländern zu Häfte aufgeteilt und diese Insel haben wir uns angeschaut.

Eigentlich verbirgt sich hinter Feuerland eine ganz traurige Geschichte. 1880 wurde das erste Gold auf Feuerland gefunden und damit kamen immer mehr Immigranten ins Land. 30% der europäischen Immigranten waren Kroaten, allerdings auch viele Engländer und Deutsche. Durch die mitgeschleppten europäischen Krankheiten und die vom damaligen argentinischen Präsidenten durchgeführte 'Wüsteneroberung', bei der er die argentinische Herrschaft über Patagonien sicherstellen wollte, wurden fast alle indigenen Völker von Feuerland vernichtet. Wegen riesiger grüner Grasflächen kamen auch immer mehr Schafzüchter nach Feuerland. Die indigenen Völker kannten kein Schaf und fingen an diese zu schlachten und zu essen, denn sie dachten, es ist ihr Land, also auch ihre Schafe. Den Schafzüchtern gefiel das natürlich überhaupt nicht und so setzten diese 3 - 5 Dollar für einen Kopf eines Indianers aus. So wurden dann auch die restlichen Ureinwohner vernichtet. Neben Gold und Schafen gab es aber noch einen dritten Rausch: Öl. Ab 1945 wurde im Norden der Insel viel Öl abgebaut, was wieder mehr Bewohner auf die Insel zog. Nachdem die meisten Quellen Mitte der 80er versiegten, gingen auch wieder die Einwohnerzahlen zurück. Heute leben viel mehr Schafe (ca. 3 Mio.) als Menschen (ca. 8.000) auf der Insel - zumindest im chilenischen Teil.

Morgens um 07:30 Uhr wurden wir abgeholt und sind direkt zur Fähre gefahren, die 2 Stunden über die Magellanstraße führt. Das Wasser war erstaunlich blau und klar! Auf Feuerland angekommen sind wir in ein Museum gefahren, was ein wenig über die Geschichte, Tiere und das frühere Leben auf der Insel aufklärt. Von dort aus ging es weiter zu einem Denkmal für die damals hier lebenden Indianer. Diese wurden in echter Lebensgröße als Figuren aus Stein erbaut, so wie sie auch damals durch das Land gezogen sein sollen. Danach ging es für uns zum absoluten Highlight der gesamten Tour! Nach einer Stunde Fahrt durch wunderschöne Landschaften - zwischenzeitlich dachte man, man wäre im Auenland gelandet 😀 - erreichten wir den Parque Pingüino Rey! Hier kann man freilebende Königspinguine beobachten! Sie sind nach den Kaiserpinguinen die zweit größten Pinguine. Während die Kaiserpinguine nur in der Antarktis leben und als 'potentiell gefährdete' Art eingestuft werden, leben die Königspinguine ein paar Breitengrade höher und werden als 'nicht gefährdet' eingestuft. So hatten wir die einmalige Chance eine neue Kolonie zu beobachten. An diesem Tag waren ca. 100 Pinguinemit 10 kleinen Jungtieren in braunen Daunenfedern zu sehen.

Danach ging es weiter nach Cerro Sombrero (=Hügel-Hut). Dies ist eine kleine Stadt, in der während des Öl-Booms früher einmal mehrere tausend Menschen gelebt haben. Heute leben noch knapp 1.000 Menschen in der Stadt und fast alles steht leer und ist heruntergekommen. Wir haben uns gefühlt wie in einer Geisterstadt oder in einem Film, wo man in jedem Augenblick alles wieder zum Leben erwecken kann. Doch dem war nicht so. Ein altes Kino, in dem eigentlich über 400 Personen hineinpassen, wird heute als Meeting-Raum genutzt. Ein großes Gebäude, in dem sich ein leeres Schwimmbad, eine Turnhallte, ein noch genutztes Fitnessstudio und ein Botanischer Garten befindet, bildet den Mittelpunkt der kleinen Stadt. Es war wirklich, als wäre die Zeit stehen geblieben. Irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.

Als nächstes fuhren wir wieder zu Fähre, die uns in 20 Minuten vom Feuerland zurück zum Festland brachte. Auf dem Rückweg haben wir an einem weiteren verlassenen Ort angehalten, wo sich eine alte Schaffarm, mehrere leerstehende Häuser und zwei verottende Schiffe am Meer befanden. Danach machten wir uns auf dem Weg nach Hause, wo wir dann um 21:30 Uhr ankamen!

die 20 Minuten Fähre auf der Magellanstraße

Wir sind so froh, dass wir die Feuerland Tour gebucht haben! Wir haben so viele freilebende Tiere entdecken (darunter übrigens auch ein braunes Stinktier, Füchse und einen kleinen Strauß!) und wunderschöne unberührte Natur erleben können. Das nächste mal würden wir allerdings einen Mietwagen nehmen, damit man auch zwischendurch mal anhalten kann um Fotos zu machen oder einfach die Natur zu genießen. 🙂 Viele Touristen gibt es bis jetzt noch nicht, denn diese Tour wird bis jetzt nur von zwei Anbietern angeboten. Fast jeder fährt zur Isla Magdalena, eine reine Pinguininsel mit vielen kleinen Magellan-Pinguinen.

in der Hauptstadt Porvenir der chilenischen Seite eine Guanako Herde - sie gehören zur Gattung der Lamas

Donnerstag, 16.11.2017

Punta Arenas - am Ende der Welt

Von Puerto Montt nach Punta Arenas sind es 31 Stunden Busfahrt, die wir sehr gerne auf uns nahmen! Die Busfahrt verläuft fast ausschließlich durch Argentinien, da es im Süden Chiles keine durchgehenden Straßen gibt. Die Fahrt selbst ist für uns schon ein absolutes Highlight gewesen. Man fährt durch Schnee, an riesigen blauen Seen vorbei, Berge der Anden im Hintergrund, vorbei an Flamingos, Lamas und Co. mit atemberaubendem Blick auf die Landschaft. Die Einreise nach Argentinien war problemlos, eine Ausreise gab es irgendwie nicht, in Chile wieder angekommen, stellte man uns wiedermal keine einzige Frage. Hallo Punta Arenas, hallo südlichste Großstadt der Welt!

Unsere airbnb Wohnung liegt etwas außerhalb der Stadt, deswegen haben wir jemanden gefragt, was der beste und günstigste Weg sei, zu unserer Wohnung zu gelangen. Als dies' ein älteres Ehepaar hörte, boten sie uns sofort an bei ihnen mitzufahren, denn sie wohnen in der gleichen Gegend wie wir. Die Chilenen sind wirklich wahnsinnig freundliche und hilfsbereite Menschen. Einen Block von unserem Haus entfernt, liegt ein Gewerbegebiet, welches sich in einer Steuerfreien Zone befindet. Diese 'ZonAustral' ist mit den Jahren zu einer Sehenswürdigkeit an sich geworden, die täglich 15.000 Menschen anlockt! Von Autohäusern, Möbeln, Deko, Kleidung, Lebensmitteln, Restaurants findet man hier alles! Das Gebiet umfasst insgesamt 13 Hektar mit Produkten aus aller Welt. Da haben wir natürlich auch zugeschlagen! Socken und Handschuhe durften es für uns sein. 😀

Punta Arenas liegt im äußersten Süden Chiles an der Magellanstraße. (= Meerenge, die den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen verbindet) Es ist hier das ganze Jahr über windig und kalt, die Temperaturen schwanken um die 6°C. Das merkten wir auch gleich bei unserer Anreise, weshalb warme Kleidung ein absolutes Muss ist. Die Stadt ist der Ausgangspunkt für viele Kreuzfahrten durch die Fjorde Patagoniens. Wir waren bei verschiedenen Agenturen, haben aber keine Kreuzfahrt nach Kap Hoorn für unter 2.500 USD pro Person gefunden. Kap Hoorn ist der südlichste Punkt Südamerikas und genau deswegen bei uns auf der Wunschliste ganz weit oben. Doch leider schwer zu erreichen und deswegen auch (momentan) unbezahlbar.

Als wir morgens in die Stadt gefahren sind, haben wir am Hafen schon ein riesiges Kreuzfahrtschiff der AIDA entdeckt. Als wir am Plaza de Armas ankamen, wimmelte es nur so von deutschen Rentner-Paaren. Wir haben uns mit einigen unterhalten. Sie machen alle eine 4 monatige Reise um die Welt, sind nun die fünfte Woche unterwegs, haben Kap Hoorn besucht und steuern bald auf die Osterinseln zu! Ziele die auf unserer Chile-Liste weit oben stehen, für uns aber leider Budjetmäßig nicht drin sind. Da waren wir zugegeben ein bisschen neidisch. 😀

Außer von Argentur zu Argentur zu rennen und die nächsten Tage zu planen, waren wir bei einem Aussichtspunkt über der Stadt, am Hafen und am Plaza de Armas, wo eine Statue steht, die zu Ehren der Indianer gebaut wurde. Man sagt, dass man nach Punta Arenas zurück kehren wird, wenn man den Fuß der Statue küsst oder anfasst. Das haben wir doch gleich mal ausprobiert! Nach einem erfolgreichen Organisationstag, ging es mit einer gebuchten Tour und einem Weiterreise-Ticket glücklich zu unserer Wohnung zurück. 🙂

Montag, 13.11.2017

Isla Grande de Chiloé

Bei Puerto Montt liegt außerdem die Insel Chiloé, die besonders für die Holzkirchen bekannt ist. Louis hat uns gesagt, dass es ein perfekter Tagesausflug wäre, den man ganz einfach selbst organisieren kann, da im Stunden Takt die Busse hin und zurück fahren. Er hatte uns die drei größten Städte genannt, die wir uns anschauen sollten: Ancud im Norden, Castro im Zentrum und Quellón im Süden.

Morgens um 10 Uhr sind wir zum Busbahnhof gelaufen, von wo aus wir nach Chiloé gefahren sind. Die Fahrt bis zur Fähre dauerte eine Stunde, was uns schon ein bisschen wunderte. 20 Minuten später sind wir dann auf der Insel angekommen und es fing auch direkt an zu regnen. Wir haben uns dafür entschieden, direkt weiter nach Castro zu fahren, in der Hoffnung, der Regen würde aufhören. Nach drei Stunden (!!!) sind wir endlich in Castro angekommen. Mittlerweile war es schon 14:00 Uhr. Wir mussten leider schnell feststellen, dass wir auf keinen Fall die Zeit haben ganz in den Süden zu fahren, denn die Insel ist viel größer, als wir gedacht hatten (insgesamt 180km lang). Deshalb sind wir in Castro geblieben, haben uns die Stadt, den Hafen und eine der berühmten Holzkirchen angeschaut. In der Umgebung von Castro befinden sich zahlreiche Kirchen aus Holz, die sogar allesamt zum Weltkulturerbe ernannt worden sind.

Nach einem leckeren Mittagessen ging es für uns dann wieder in den Norden nach Ancud. Wir sind um 18:00 Uhr dort angekommen und bereits um 20:00 Uhr fuhr der letzte Bus zurück nach Puerto Montt. Also hatten wir zwei Stunden um das kleine Örtchen zu erkunden. Wir wollten in das 'Museo Regional de Chiloé', welches Louis uns auch sehr empfohlen hatte, da hier die Geschichte von Ancud erzählt wird, doch leider hat es montags geschlossen! Wir sind dann weiter zur spanischen Festung 'Fuerte San Antonio', von wo aus man einen schönen Blick aufs Wasser und einen Teil der Stadt hat. Hier haben die Spanier die Insel damals vor den angreifenden Franzosen beschützt, sonst würde man hier nun französisch sprechen. Mehr Zeit war dann auch nicht, denn wir mussten ja pünktlich am Busbahnhof sein. Um 22:30 Uhr waren wir dann wieder in unserer Unterkunft.

Chiloé ist mit Sicherheit eine beeindruckende Insel, die viel zu bieten hat. Leider haben wir uns im Vorfeld nicht ganz so viel informiert und deswegen viel zu wenig Zeit mitgebracht. In einem Tag kann man die Insel auf keinen Fall erkunden. Es gibt viele Touren, die für diese Insel angeboten werden. Unter anderem kann man Pinguine beobachten, auf den kleinen Nachbarinseln Kirchen anschauen, zu Wasserfällen wandern oder im Süden mehrere Nationalparks erkunden. 3 - 4 Tage kann man hier gut verbringen, denn es ist eine wirklich wunderschöne und vielseitige Insel!

eine der brühmten Holzkirchen in Castro die alte Festung mit Kanonen - der Weg besteht komplett aus Muscheln

Sonntag, 12.11.2017

Puerto Montt - Hallo Patagonien!

Patagonien ist das südliche Gebiet in Südamerika, also der südliche Teil von Chile und Argentinien. Hier findet man viele Berge, Gletscher, Vulkane und türkisblaue Bergseen. Puerto Montt ist unsere Station Nummer 1 in Patagonien und wir sind bei einer wirklich wundervollen Airbnb Familie gelandet. So herzlich wurden wir wirklich noch nie begrüßt, es fühlt sich eher an wie in einer Gastfamilie zu leben, als eine Unterkunft über airbnb gebucht zu haben – morgens wird uns sogar Frühstück serviert. Wir saßen einige Stunden mit den beiden (Louis & Silvia) am Tisch und haben Pläne für die nächsten Tage geschmiedet und das obwohl wir nur ein bisschen Spanisch und die beiden nur ein bisschen Englisch sprechen können. Wir haben uns trotzdem super verstanden!

Am Tag, als wir angekamen, haben wir uns erstmal einen Überblick verschafft. Dazu sind wir zu einem Aussichtspunkt gelaufen, bei dem man die ganze Stadt überblicken konnte. Danach sind wir durch die Straßen geschlendert, haben uns den Hafen angeschaut und sind in ein großes Einkaufszentrum gegangen. Das ist irgendwie immer noch aufregend, seit dem wir in Chile sind. Aber es ist auch verdammt teuer, deswegen nur gucken, nicht anfassen! 😀

Puerto Montt

Der nächste Tag war dann schon viel aufregender. Von Louis haben wir den Tip bekommen, den Vulkan Osorno zu besichtigen. Dieser liegt etwas außerhalb von Puerto Montt, ist aber mit dem Collectivo gut zu erreichen. Bis auf die letzten 16 km und 1.600 Höhenmeter hoch zum Vulkan. Hier fährt kein Bus - steht jedenfalls so im Internet. Als wir Silvia morgens erzählt hatten, dass wir zum Vulkan wollen, war sie ein wenig verwundert, dass wir keine Tour buchen wollten. Aber sie fand es gut und riet uns nicht davon ab. Wir sind einfach mal los gefahren, mal gucken was passiert. Zuerst fährt man mit dem Collectivo 20 km nach Puerto Varas, dann 45 km weiter nach Ensenada. Wir haben den Busfahrer nochmal nachgefragt, ob wirklich kein Bus zum Vulkan fährt, er hat es bestätigt. Es gab zwei Möglichkeiten: laufen oder trampen. Laufen wollten wir nicht und die Zeit hatten wir auch gar nicht eingeplant, also blieb nur eins übrig: das erste mal per Anhalter fahren. Wir sind die ersten 2 km zur Straße gelaufen, die Richtung Vulkan führt. Hier sind wir stehen geblieben, Daumen raus und gleich das erste Auto ist angehalten! Wir waren so glücklich, denn dass es so einfach klappt, hatten wir uns nicht vorgestellt.

Oben angekommen, waren wir erstmal sprachlos. Wir sind das erste mal seit der Reise im Schnee und auf einem Vulkan! (Laut Louis übrigens der perfekteste Vulkan überhaupt 😀) Wir sind erstmal über Lavagestein und Asche Richtung 'roter Krater' gelaufen. Das war ein merkwürdiges Gefühl, denn während der kalte Wind ins Gesicht wehte, wurden die Füße und Beine durch den aktiven Vulkan von unten gewärmt. Als wir oben ankamen machten wir eine kleine Pause. Nach kurzer Zeit hatte man das Gefühl, als ob die Schuhsolen schmelzen würden, denn ohne Bewegung wurde es schon verdammt warm. Total verrückt! Durch den tiefen Schnee sind wir dann zum Skilift gelaufen, um damit wieder runter zu fahren. Wir sind eingestiegen ohne zu bezahlen, denn niemand hat uns gefragt. Unten angekommen haben wir dann gesehen, dass ein Tagespass 12.000 Pesos kostet (= ca. 16 € p.P.)!!! Also besser schnell weg hier, bevor uns doch noch jemand nach Tickets fragt. Die Rückfahrt war wieder aufregend, Auto Nr. 4 hat angehalten, ein Geländewagen. Wir durften hinten auf der Ladefläche platznehmen - besser als Achterbahn fahren. Das hat wirklich Spaß gemacht!

kleine Pause mit Blick auf den Vulkan Osorno

Auf dem Weg zurück zur Kreuzung sind wir an der Laguna Verde (Grüner See) vorbeigekommen. Ein blau/grüner kleiner See, umgeben von grünen Bäumen. Von hier aus sind wir zu den Wasserfällen Saltos de Petrohué gefahren - auch per Anhalter. Wunderschöne Wasserfälle mit türkisblauem Wasser, umgeben von riesigen grünen Bergen! Einfach der Wahnsinn. Insgesamt konnte man hier noch zwei weitere kleine Wanderungen zu Bächen, Seen, einem kleinen Wasserfall und Aussichtspunkten machen. Der Eintritt von ca. 5,00 € pro Person hat sich dafür wirklich gelohnt.

Laguna Verde 

Saltos de Petrohué

Von den Wasserfällen sind wir mit verschiedenen Bussen wieder zurück nach Puerto Montt gefahren. Für uns was das ein perfekter Tag: Schnee, Vulkan, Wasserfälle, Seen, Berge! Unglaublich beeindruckende Landschaften, die wir so schnell nicht wieder vergessen werden. Das Trampen haben wir auch irgendwie für uns entdeckt. Es ist aufregend und man lernt viele tolle Menschen kennen. In Chile machen das übrigens viele Backpacker und es gilt hier als sehr sicher!

Freitag, 10.11.2017

Pucón

Um 07:30 Uhr erreichten wir mit dem Nachtbus den Terminal in Pucón. Wir stiegen aus dem Bus, der erste Eindruck: unfassbar schön! Wir mussten ein bisschen zu unserem Hostel laufen und fühlten uns schon nach ein paar Gehminuten pudelwohl. Unser Hostel 'Flamingo' ist im Landhausstil gehalten und lädt sofort zum Wohlfühlen ein. Es hat eine riesige Küche mit wirklich allen erdenklichen Geräten (darunter z. B. auch Eismaschine, Waffeleisen usw.), einen sehr großen Garten mit vielen Möglichkeiten zum Entspannen und wir haben ein super schönes Zimmer! (so ein schönes Zimmer hatten wir noch nirgendwo 😀)

Pucón ist ein kleines, sehr gepflegtes Dorf. Die Häuser haben eine ganz andere Architektur als im Norden und in der Mitte des Landes, sie sind ausgefallen gebaut, meist aus Holz und erinnern oft an die Häuser in der USA (bunte Holzhäuser). Überall ist grüner Rasen, bunte Bäume und im Hintergrund die Berge und ganz besonders der Vulkan Villarrica. Wegen dem sind wir auch eigentlich nur nach Pucón gekommen. Der Vulkan ist noch aktiv und man kann ihn mit Schneeausrüstung besteigen und mit Glück sogar in den Krater hinein gucken. Außerdem ist er nur 2.847 m hoch, also sollten keine Probleme mit der Höhe auftreten. Die ersten 500m fährt man mit der Seilbahn nach oben, um dann die restlichen steileren 600m selbst hinauf zu steigen. Also: der perfekte Vulkan!!!

Leider, wirklich leider wurde ich auf der Fahrt nach Pucón krank, mir ging es schon im Bus nicht gut und das machte uns dann einen Strich durch die Rechnung. 😢 Dass ärgert uns wirklich unglaublich, sodass wir überlegen, eventuell später nochmal nach Pucón zurück zu kommen. Wir hatten allerdings auch ohne Wanderung zwei schöne erholsame Tage in Pucón und würden auch nur zum Entspannen jederzeit wieder kommen.

Wer in Chile ist, sollte nach Pucón reisen, denn dieses kleine Dorf hat einiges zu bieten! Es liegt zudem noch direkt am Lago Villarrica, ein großer See. Wir haben uns hier die Stadt angeguckt und sind einfach nur begeistert. Trotz vieler Touristen ist es gemütlich und ruhig, alles ist wunderschön gestaltet und man fühlt sich sofort heimisch. Von Santiago (die meisten werden bei einem Chile-Besuch ja in Santiago ankommen) sind es 11 Stunden mit dem Bus, mit dem Auto nur die Hälfte. Also perfekt für ein paar Tage, oder einen Wochenendausflug.

unser Zimmer :) am Lago Villarrica am Plaza de Armas Vulkan Villarrica

Mittwoch, 08.11.2017

Santiago - Grüße aus der Hauptstadt

Von Valparaíso aus fährt fast jede Stunde ein Bus nach Santiago. Das sind nur 2 Stunden Fahrt und kostet nur 4,50 € pro Person. Wir sind nachmittags in Santiago angekommen und sind mit der U-Bahn (wir sind schon echt lange nicht mehr U-Bahn gefahren) zu unserer airbnb Wohnung gefahren. Wir haben uns in Santiago für eine airbnb Wohnung entschieden, da die Hostels ziemlich teuer sind - sowieso für Doppelzimmer - und hier haben wir für 22 €/ Nacht ein privates Zimmer mit eigenem Bad. Die airbnb Wohnung stellte sich schon nach ein paar Minuten als absoluter Volltreffer heraus, denn wir wohnen mitten in der Stadt in einem 30-stöckigem Hochhaus im 25. Stock und haben einen fantastischen Ausblick! Die Wohnung ist klein aber fein, sehr sauber und liebevoll eingerichtet.

Santiago ist die Hauptstadt von Chile und gilt als eine der modernsten Städte Südamerikas. Zur Zeit ist hier gerade Frühlung und der Sommer fängt langsam an, weshalb wir Temperaturen von bis zu 25°C genießen durften. Santiago ist besonders für die zahlreichen Museen bekannt, die wir selber nicht besucht haben, sich aber auf jeden Fall lohnen sollen.

Hier in Santiago haben wir uns spontan mit dem lieben Lennart getroffen, der hier anfängt zu arbeiten. Zusammen haben wir einen Tag den Berg 'San Cristóbal' besichtigt. Es gibt verschiedene Wege zum Gipfel zu gelangen: man kann laufen, mit dem Auto oder Fahrrad hochfahren oder mit einer Standseilbahn und Seilbahn die 300 Höhenmeter überwinden. Wir haben uns für das Rundum-sorglos-Paket entschieden und sind mit der Standseilbahn hochgefahren. Mit dieser Bahn kann man übrigens auch zum Santiago Zoo fahren, der sich am Fuße des San Cristóbals befindet. Oben angekommen hat man einen wahnsinnigen Überblick über die gesamte Stadt. Außerdem steht am Gipfel die 22m hohe Statue der Jungfrau Maria, die als Wahrzeichen von Santiago gilt. Eine kleine Kapelle und ein Amphitheater machen die wohlfühlende Atmosphäre perfekt. Mit beeindruckenden Blicken ging es dann wieder runter und in die Stadt zum riesigen, mit Palmen beschmückten und mit Katherdalen und Hochhäusern umrandeten Plaza de Armas. Es war Sonntag - und die Hölle los! Wir haben im Schopdog zu Abend gegessen und so den schönen Tag ausklingen lassen. Verrückt, dass man eine Person aus der Heimat am anderen Ende der Welt wieder sieht! 🙂 Schopdog ist übrigens eine chilenische Fast-Food Kette, die einen leichten Kneipen Charakter hat. Es läuft Fußball, gibt Bier und unglaublich leckeres Essen!

Die anderen Tage sind wir einfach durch die Stadt gelaufen. Es gibt unglaublisch schöne grüne Parkanlagen, direkt daneben aber auch sehr verschmutze Gegenden. Wie es halt in den meisten Großstädten so ist. Trotzdem ist die Vermüllung und die damit verbundende Umweltverschmutzung ein sehr, sehr großes Problem in Südamerika.

der Ausblick aus unserem Zimmer :) die Standseilbahn am San Cristóbal die Statue der Jungfrau Maria

Freitag, 03.11.2017

Valparaíso

Valparaíso ist eine wunderschöne bunte Stadt direkt am Meer, in der früher viele Künstler gelebt haben. Einer der bedeutensten Häfen von Chile liegt hier in Valparaíso. Wir haben insgesamt drei Tage hier verbracht, um besonders die Planung für den weiteren Verlauf unserer Reise voranzutreiben. Das Internet hier ist nämlich so gut, wie schon lange nicht mehr. 😀 Trotzdem haben wir es uns nicht nehmen lassen, das paradisische Tal (=Valparaíso) selbst zu erkunden.

Direkt nach dem Frühstück gingen wir los in die Stadt. Wir sind als erstes die Avenida Alemania (=Deutschland Allee) abgelaufen, denn diese führt auf den Bergen, parallel zum Hafen entlang und man hat fast durchgehend einen weiten Blick über die gesamte Stadt. Dieser Weg führte auch an dem Haus 'La Sebastiana' vorbei, welches dem chilenischen Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda gehörte. Hier lebte und arbeitete er. (Vielleicht kennt ihn ja jemand von euch - wir kannten ihn bis dato noch nicht.) Der Schriftsteller setzte sich in Chile und Spanien gegen den Faschismus ein und erhielt 1971 den Nobelpreis für Literatur. Sein Haus ist heute ein Musem und ein absolutes Touristenmagnet. Aber nicht nur Pablo Neruda zog es nach Valparaíso, auch viele Immigranten und andere einheimische Künstler (Literatur, Musik, Kunst) zog es hier her. Deswegen ist die Stadt auch so, wie sie jetzt ist. Die Wände sind in jeder noch so kleinen Gasse bemalt, die Häuser sind alle in verschiedenen bunten Farben und selbst Böden und Treppenstufen konnten vor Farbe nicht entkommen.

Von der Av. Alemania ging es für uns dann über viele Treppenstufen wieder runter zum Hafen. (Valparaíso wird übrigens auch als Stadt der unzähligen Treppenstufen bezeichnet.) Hier haben wir uns einen kleinen Tipp von unserem Hostel geben lassen: wir sollen unbedingt eine kleine Hafenrundfahrt machen. Zu sechst saßen wir dann in einem kleinen Boot und sind mit einem Guide entlang der Küste gefahren. Valparaíso hat einen großen Container Hafen - nicht ansatzweise so groß wie in Hamburg - sieht aber trotzdem sehr beeindruckend aus, wenn man dort entlang fährt. Außerdem liegen riesige Kriegsschiffe etwas entfernt vom Hafen. Die Stadt wurde früher vor allem für europäische Seefahrer so bedeutungsvoll, da Valparaiso nach der schwierigen Umfahrt von Kap Hoorn (=südlichster Punkt Südamerikas), der nächste größere gelegende Hafen war. Deswegen wuchs die Stadt rasant. Als dann jedoch 1914 der Panamakanal geöffnet wurde, spielte Valparaiso für die internationale Schifffahrt keine Rolle mehr.

Nach der Hafenrundfahrt ging es für uns zu einem der 9 berühmten Aufzüge in Valparaiso, denn für die Aufzüge ist die Stadt weltbekannt. Seit 1883 gibt es den ersten Aufzug, der Menschen vom Fuße eines Berges nach oben bringt, um die vielen Treppenstufen zu vermeiden. 2003 wurden die Stadt und die Aufzüge sogar zum Weltkulturerbe erklärt. Heute sind viele aufgrund von Wartungsarbeiten nicht benutzbar, denn sie sollen nach und nach alle modernisiert werden. Der Aufzug, mit dem wir gefahren sind, kostet ca. 0,40 € pro Person und fährt 80m nach oben. Oben angekommen, gibt es viele Stände mit Schmuck und eine große Aussichtsplattform mit einem gigantischen Blick über den Hafen!

In Valparaíso könnte man einfach Stunden damit verbringen, durch die Stadt zu laufen. Man findet immer irgendwo ein Bild an der Wand, was man noch nicht gesehen hat und man kann sich an dieser farbenfrohen Stadt einfach nicht satt sehen. Ein bisschen hat uns das an die Wynwood Walls in Miami erinnert. Für uns ist es definitiv die schönste Stadt Chiles (bis jetzt 😀) und einen Besuch immer wieder wert!

die haben wir bei der Hafenrundfahrt entdeckt! :D riesige Tiere! einer der 9 Aufzüge in Valparaíso der Hafen - Aussicht vom Aufzug fast alle Treppenstufen sind bemalt! :)